An open net

Ausstellungsgespräch mit den Künstler*innen und der Kuratorin Maria Dunz: Samstag, 19. November, 15 Uhr

Artist Talk: Saturday, November 19, 3 PM

Realität: Wir wollen sie verstehen – und wir wollen verstehen, wie wir sie verstehen. Also werfen wir das sprichwörtliche Netz aus. Es schwebt kurz in der Luft, bevor es sich sanft an einer unbekannten Stelle niederlässt. Dieses Netz ist von Interesse. Wir wissen nicht, wo es landen oder was es wohl fangen wird. Zufall und alltägliche Mechanismen sind es, welche den erkenntnistheoretischen Strukturen von Wissen zugrunde liegen.

Die plastischen Arbeiten von Lukas Hoffmann, Johanna Kunze, Hannah Mitterwallner und Ivo Rick scheinen aus einer Science Fiction Welt zu stammen. Seltsame Gefüge breiten sich aus, einige ähneln natürlichen Strukturen – Bäume, Pilze, Kiefer – doch von einer fernen Welt oder einem fernen Planeten; viele sind noch weitaus künstlicher und vermitteln einen Eindruck technologischen Fortschritts, wie von außerirdischen Besuchern aus der Zukunft zurückgelassene Werkzeuge. Andere Stücke sind weniger technisch, nahezu urzeitlich. Magie ist im Überfluss vorhanden.
Was sich jedoch am deutlichsten vermittelt und diese verschiedenen Arbeiten verbindet, ist der Eindruck anorganischer, mechanischer Prozesse, die unter der oft glänzenden Oberfläche der Objekte brodeln – ein dünnes Furnier, das sich auf einer amorphen Masse verfestigt. (Übersetzung: M.Dunz)

Die Ausstellung wird gefördert durch:
zumikon-kulturstiftung

We want to understand – we want to know how we understand – our given reality. So we throw out the proverbial net. It is interesting, this net, which hovers briefly still in the air, before gently settling on some patch unknown. We do not know where it will land or what it might catch. Chance and random mechanics are what underpins the epistemological structures of knowledge.

The three-dimensional works of Lukas Hoffmann, Johanna Kunze, Hannah Mitterwallner and Ivo Rick seem to stem from a world of science fiction. Strange structures propagate, some resembling natural structures – trees, mushrooms, jaws – but from a distant world or planet; many are far more artificial, giving the impression of being technologically advanced, like tools left by aliens visiting us from the future. Other pieces are far more low tech, almost primeval. Magic abounds. But what is most pervasive, linking these various works, is the sense of inorganic, mechanical processes bubbling underneath the often glossy finish of the objects, a thin veneer solidifying on an amorphous mass. (Text: Magdalena Wisniowska)

The exhibition is made possible by:
zumikon-kulturstiftung

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Fotodokumentation: Lukas Hoffmann
/ all images copyright and courtesy of the artists and kunstbunker – forum für zeitgenössische kunst

Andý Frischholz

Ich spiele Keyboard.
Ich bringe es mir bei.
Ich spiele in der verlassenen Fabrik 2008.
Ich bin bayrisch.
Wird mir beigebracht.
Meine Freunde und ich – wir mögen Fantasy.
In Fantasy ist man frei.
Meine Freunde hassen es, wenn ich Keyboard spiele.
Meine Freunde spielen Krieg.
Krieg war mal echt.
Krieg ist für mich Fantasy.
Die Leute sehen, dass wir Krieg spielen.
Ich gehe nach Franken.
Ich bringe mir mehr Bayrisch bei.
Der hessische Professor sagt Tschechei.
Ich frage meine Oma, sie sagt, Bulgarische Siedlung in Rumänien steht im Ausweis.
Ich frage meine Oma.
Sie weiß nichts.
Ich frage andere.
Sie sagen nichts
oder sind schon gestorben.
Alles sagt aber etwas.
Neben der verlassenen Fabrik steht eine Barracke aus Holz.
Meine Oma ist dort Kind einer geflohenen Familie.
Die Bulgarische Siedlung in Rumänien gibt es nicht mehr.
Ich bringe es mir bei.
Ich spiele Keyboard.
Die Baracke gibt es nicht mehr.

Die künstlerische Praxis von Andý Frischholz ist multidisziplinär und umfasst die Medien Skulptur, Zeichnung, Fotografie, Musik, Performance, Lyrik, Heimwerken und Dialekt mit einer Tendenz zum porösem Gesamtkunstwerk.

Seine äußerst persönlich geprägte Praxis trägt mitunter kabarettistische Züge, umfasst aber auch ein lang angelegtes Rechercheprojekt, das der Siedlungs- und Migrationsgeschichte seiner banatschwäbischen Familie aus dem heutigen Rumänien in die Oberpfalz der Nachkriegszeit nachspürt. 

Ausgehend von den dabei sichtbar werdenden Überlagerungen diverser historischer Regionalkulturen, spannt Andý Frischholz einen Bogen in die eigene mittelfränkische Gegenwart und entwickelt so eine ganz eigene künstlerische Sprache, deren humorvolle Absurdität zugleich vom Verschwinden ihrer Quellen handelt. 

Ein weiteres Resultat seiner Bemühungen verlorene Geschichte mit absurder Gegenwart kurzzuschließen, ist eine Art archäologische Institutionskritik, die sich aus einer ausgeprägten Faszination für öffentliche Einrichtungen wie der Post, der Bahn, dem Militär aber auch der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg speist. Ausgehend von Sammelleidenschaften für Munitionsbehälter, Postkisten und Akademiebrenneisen, verstrickt er sich dabei durch Anfragen und den arglosen Einsatz von Suchdetektoren immer wieder in den Mühlen gereizter Bürokratien die dabei allzu tief blicken lassen.

Andý Frischholz, geboren 1988 in Neustadt an der Waldnaab, lebt und arbeitet in Nürnberg. Von 2010 bis 2015 studierte er Bildende Kunst (Bildhauerei) an der AdBK Nürnberg, bis 2019 Lehramt Mittelschule an der FAU Erlangen-Nürnberg und bis 2022 Kunstpädagogik und Freie Kunst mit Schwerpunkt Malerei an der AdBK Nürnberg. 

Gestern, heute, morgen

„Gestern, heute, morgen“ stellt als Reihung von drei Temporaladverbien auf einfache Art ein Zeitkonzept dar: den linear fortschreitenden Verlauf von Zeit. Die dieser Vorstellung entsprechende Wahrnehmung von Zeitlichkeit ist in den letzten Jahren, unter anderem im Zusammenhang mit der Digitalisierung und unter dem Eindruck der Pandemie, häufig in Frage gestellt worden. Dabei sind stark von diesem Konzept abweichende subjektive Formen des Erfahrens von Zeitlichkeit – vor allem in ihrer metaphorischen Überhöhung seit jeher bekannt: Die Zeit steht still, es dauert eine Ewigkeit … Die Art und Weise, in der Vergangenes auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene Ereignisse in der Gegenwart (mit-)bestimmt und die Frage nach den verbleibenden Möglichkeiten der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft aufwirft, betont jedoch die unerbittliche Zwangsläufigkeit des oben angedeuteten Zusammenhangs.

Die Frage der Zeitlichkeit ist sowohl bei der Herstellung als auch bei Rezeption und Vermittlung künstlerischer Hervorbringungen jeder Art ein wesentlicher Faktor: Wie lange dauert es, etwas zu machen, wie lange, das Gemachte ganz oder in Teilen zu erfassen und vielleicht auch noch darüber nachzudenken? Ab wann und für wie lange wird es interessant/relevant bleiben? Welche Rolle spielt Zeit in all ihren möglichen Implikationen auf der inhaltlichen Ebene der jeweiligen Arbeit? In welchem Verhältnis steht das, was ich mache/sehe zur so genannten Gegenwart bzw. zu dem, was (Kunst-)Geschichte sein wird? Und wohin kann es vom erreichten Punkt aus gehen?

Die beiden Filme „Malerei heute“ von Stefan Hayn und „Waldmünchen – 750 und 12 Jahre“ von Miriam Visaczki und die Bilder von Edith Deyerling gehen (zwangsläufig) mit diesen Fragen um – als Werke jeweils für sich, in ihren Titeln, ihren Themen und ihrer Machart. Sie verbinden sich über diese Ebene und bieten Ansatzpunkte für Assoziationen, Vergleiche und Differenzierungen auch neben dem Augenfälligen.

Die Kombination der auf den ersten Blick enigmatischen Malereien mit den beiden scheinbar rein dokumentarischen Filmen, die von verschiedenen Orten in Deutschland zu verschiedenen Zeiten erzählen, könnte Fragen nach der Art aufrufen, wie sich individuelle und allgemeine Geschichte unterscheiden und überlagern, in welchen Formen Erinnerung und Reflexion überhaupt dargestellt und verhandelt werden können und schließlich danach, wie es davon ausgehend denn morgen eigentlich weitergehen könnte …

 

Edith Deyerling
Zu sehen ist eine Gruppe von zwölf Malereien aus den Jahren 2012 bis 2022. Alle sind auf eher „klassische“ Art gemalt, in- Öl- und Acrylfarbe auf gespannter Leinwand. Alle Bilder haben mittlere Größen, zum Teil in beinahe extremen Hoch- und Querformaten. Die Formen, Muster, Striche und Chiffren auf den ungegenständlich gemalten Bildern unterscheiden sich von der bekannten modernistischen Abstraktion, mit ihrem Universalitätsanspruch. Sie erinnern an persönliche Aufzeichnungen und suggerieren konkrete individuelle Bedeutungen. Die Bildtitel („S.“, „Augenstern“, „Vaccinated“ usw.) wirken dabei wie Andeutungen, kryptische Kürzel, mögliche Schlüssel zum Verständnis dessen, was auf der Bildfläche zu sehen ist. Vielleicht dienen sie auch nur als Gedächtnisstütze für diejenige, die die Bilder gemacht hat.
Die Übersetzung von Erfahrung – von Erlebtem, Erinnertem, (Aus-)Gedachtem – in idiosynkratische Systeme der Repräsentation verleiht den Bildern eine überraschende narrative Ebene, zwar in einer unbekannten Sprache, deren Verständnis man sich aber trotzdem annähern kann.

Edith Deyerling, geboren 1980 in Weiden, Studium der Malerei und Absolventin der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Ausstellungen zuletzt unter anderem bei Galerie Meyer Kainer (Boltensternraum) Wien, Walks News Berlin, Christian Andersen Kopenhagen.

 

Malerei heute / Stefan Hayn
Die filmisch-malerische Langzeitdokumentation setzt zu einem Zeitpunkt an, als im wiedervereinigten Deutschland Veränderungen der Arbeits- und Lebensverhältnisse offensichtlich und – durch den Regierungswechsel von Kohl zu Schröder – auch politisch relevant werden. Im Sommer 1998 begann Stefan Hayn Aquarelle von Werbetafeln zu malen, die in der Berliner Stadtlandschaft aufgestellt waren. Jedes Blatt war von Anfang an als «Einstellung» eines Dokumentarfilms gedacht, der die wirtschaftlichen, politischen und zwischenmenschlichen Veränderungen protokolliert, die bis 2005 auf «öffentlichen» Bildern sichtbar werden. Nicht nur die Wahlplakate, sondern auch Zigaretten-, Waschmittel- und Kinowerbungen beziehen sich mehr oder weniger explizit auf Themen wie Steuergesetzgebung, Absicherung im Alter, zunehmende Arbeitsplatzängste, innen- und außenpolitische Krisen. Die Malerei fungiert im Film als Versuch, die gesellschaftlichen Veränderungen jenseits des bereits Gewussten neu zu sehen. Die Aquarelle werden einem Kommentar zu ihrer Herstellung und Bedeutung sowie dokumentarischen Aufnahmen gegenüber gestellt, um das Besondere des «malerischen Sehens» direkt erfahrbar zu machen. Was Malerei heute anregend macht, ist der Versuch einer Öffnung: Dinge nebeneinanderzustellen, die sonst nicht zusammengedacht werden, das Politische mit dem Persönlichen zu verbinden. Die Provokation liegt zum Beispiel darin, den Neuen Medien mit der Tätigkeit des Aquarellierens zu antworten also auf dem individuellen Ausdruck (dem geistigen Abdruck der Hand) zu bestehen.
(Quelle: Johannes Beringer, Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. Berlin)

35mm, Farbe und S/W, 61 min, 1998-2005,
156 reproduzierte Aquarelle von Stefan Hayn
Regie: Stefan Hayn und Anja-Christin Remmert
Kamera: Bernadette Paaßen
Originalton und Komposition der Filmmusik „To a certain extent“: Klaus Barm
Musiker: Kairos Quartett
Sprecher: Sandro Gemmingen, Anja-Christin Remmert, Stefan Hayn
Schnitt in Zusammenarbeit mit Dörte Völz-Mammarella
Redaktion ZDF/3sat: Inge Classen, Udo Bremer
Redaktion SWR: Peter Latzel, Stefanie von Ehrenstein
Gefördert durch die Medienboard Berlin Brandenburg GmbH
Öffentliche Uraufführung: Viennale 2005
Produktion: Stefan Hayn Filmproduktion
Verleih: Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. Berlin

Stefan Hayn (geb. 1965 in Rothenburg ob der Tauber, Kunststudium an der Universität der Künste Berlin, Filmregiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg) ist Maler und Filmemacher. Seine Bilder und Filme beschäftigen sich mit den Verhältnissen von alt und neu, Bild und (Lebens)Erzählung, Individualität und Vergesellschaftung. Siehe auch hier!

 

750 UND 12 JAHRE – WALDMÜNCHEN / Miriam Visaczki
Der Film ist eine direkte Reaktion auf die Waldmünchner Heimatgeschichtsschreibung anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt. Historische Recherche zu Originalschauplätzen sowie Zeitzeugen-Gespräche und Experteninterviews werden in direkten Vergleich zu Aussagen von Heimatforscher*innen gestellt.
„Waldmünchen ist eine bayerische Kleinstadt an der tschechischen Grenze. Der Film ist die Erstellung einer eigenen Chronik über die Stadt im Nationalsozialismus. Darin stelle ich meine Quellenfunde der Narration der lokalen Heimatgeschichtsschreibung gegenüber. Eine zerbrechliche Beziehung wird beschrieben – zwischen den Zeitzeugen, der Stadt, den Archiven und der Gegenwart. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Todesmärsche in der Region und die deutschen und tschechischen Nachbarorte, die 1938 von der Tschechoslowakei abgetrennt wurden, bis 1945 zu Waldmünchen und zum angrenzenden „Sudetenland“ gehörten und heute in Tschechien liegen.“
(Miriam Visaczki)

Mini Dv Farbe, Rolltext SW, 58 Minuten, 2006-2008.
Deutschland, Tschechien

Miriam Visaczki wurde 1978 in Regensburg geboren und lebt in Berlin. Sie studierte Visuelle Kommunikation und Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, der Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Toulouse und der Ecole Nationale Supérieure d’Arts de Cergy-Paris. Seit 2010 studiert sie Jüdische Studien und Geschichte an der Universität Potsdam. Ausstellungen zuletzt unter anderem bei Kirchgasse Steckborn, xyz collective Tokyo, Lars Friedrich Berlin, Christian Andersen Kopenhagen, mumok Wien, Freedman Fitzpatrick Los Angeles, Oracle Berlin, Weiss Falk Basel, Galerie Francesca Pia Zürich, Piper Keys London.

 

Alle Fotos: Lukas Pürmayr

Stefan Thater

Im Zentrum von Stefan Thaters erster institutioneller Einzelausstellung mit Überblickscharakter stehen zwei eigens für den kunstbunker entwickelte Raumideen um die herum weitere, bereits in anderen Zusammenhängen gezeigte Werkgruppen versammelt werden.

Stefan Thaters Arbeiten speisen sich aus Alltagsbeobachtungen und einer ganz physisch empfundenen Erfahrung urbaner Räume und Zustände, die er in Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten von Zeichnung und Malerei zu höchst erfindungsreichen Bildobjekten transformiert.
In ihrer eigensinnigen Ästhetik voller handschriftlich anmutender Chiffren, Gesten und Zeichen eröffnen diese Bildobjekte ein Spannungsfeld zwischen der totemistisch gewendeten Normiertheit industrieller Verpackungsformen, anthropomorphen Schlüsselbündlern und der liebevollen Beschädigung, die Klozeichnungen anrichten.

Stefan Thater, geboren 1968 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte bis 1999 an der HfbK Hamburg und war Mitglied der Akademie Isotrop (1996-2000).
Thater hat an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen, unter anderem: Galerie Buchholz (Köln), 5. Berlin Biennale, HOTEL (London), Galerie Karin Günther (Hamburg), Pro Choice (Paris), Eclaire (Berlin)

 

Alle Ausstellungsfotos: Lukas Pürmayr

PDF – Raumplan und Angaben

When decisions become art fanzine release

Im Oktober vor der Pandemie waren Entscheidungsfindungen in der Kunst Thema des dreiwöchigen Live-Programs When Decisions Become Art, initiiert von der Künstlerin Kathrin Böhm im Rahmen der 25 jährigen Jubiläumsprogramms des kunstbunkers – forum für zeitgenössische kunst.

Unterschiedlichste Themen fanden unterschiedlichste öffentliche Formen, von Diskussionsrunden, zu Kochaktionen, DIY Publication Workshops, Mappings, Soundlabs, Performances und Installationen, Teestube und Hundeecke. Das dabei verwendete und entstandene Material und die begleitenden Texte werden nun in einem Fanzine zusammenfasst – als Dokumentation und Erinnerung an die gute Energie die entsteht, wenn aus Ideen reale Möglichkeit werden.

Wir laden herzlich alle Beteiligten, Freund:innen und Kolleg:innen des kunstbunkers zu diesem informellen Launch ein. Neben einer kleinen Bar und Suppe wird es auch eine reflektierende Gesprächsrunde zum Thema geben.

 

An der Vorbereitung und Umsetzung von When Decisions Become Art kunstbunker waren u.a. beteiligt:

Elke Haarer
Kathrin Böhm

Kunstbunker Team:
Silja Beck
Monique Haber
Veronika Haller
Lisa Konietzny

Vorstandsmitglieder:
Eva Raschpichler
Jim Broome
Michael Hakimi
Michael Franz
Hans-Jürgen Hafner

Judith Grobe

Gergana Todorova

DAF Dynaschie Akustische Forschung (Michael Akstaller und tbc) mit Rosa Anschütz (BERLIN/VIENNA) und Gustavo Méndez (BERLIN)

Kuba Szreder

Gavin Wade, Birmingham

Grace Ndiritu, Gent

Alessandra Saviotti/ Arte Útil, Eindhoven

Stephen Wright
Susanne Dundler
Thorsten Brehm

Milena Mercer

Daniela Stöppel

Heidi Sill, Berlin

N-Ort,

Stadtlücken (Elli Schaumann), Stuttgart

Politbande
Edizione Multicolore, Fine Bieler und Dana Lorenz, Leipzig

Su Xia
Kristin Reimann
Petra Slottová
Clara Fieger
Samouil Stoyanov
Christine Bernhard, Überlingen
Paul Bießmann
Max Heimler
Veronica Burnuthian
Caroline d’Orville
Elena Speier
Stefanie Weigl
Susanne Karl
Regina Pemsl
Jonathan Pielmeier
Stephanie Walter und … (Kesselhaus)
René Radomsky
Steffi Weigel
Elena Speier
Susanne Bosch

VorbereitungsworkshopsWORKSHOPS

Evelyn Kliesch
Maximilian Frohn

Rebecca Schwarzmeier

Rebecca Henkenhaf
Sandra Böhme
Katja Köditz
Carmen Westermeier
Simon Kellermann
Patricia Leon Torres
Steve Braun
Rebecca Prechter
Yanran Cao
Ronja Paffrath
Rory Witt
Jonathan Pielmeier

DESIGN Poster und Fanzine Cover

Sabrina Zeltner (design)
Philipp Dittmar (design)

Installations Fotos: Johannes Kersting

Mit zusätzlicher Unterstützung

zumikon kulturstiftung
Centre for Plausible Economies
Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg
Kunst-Transfer- Praxis

Akerman – Grigorescu – Filmhaus

Als Nachtrag zu der aufgrund der Coronamaßnahmen frühzeitig beendeten Ausstellung im kunstbunker Nürnberg (15.10.– 02.11.2020) werden vom 23.9. bis zum 26.9.2021 im Filmhaus Nürnberg Filme von Chantal Akerman und Ion Grigorescu gezeigt. Das Filmprogramm wird am Donnerstag, den 23.9., von der Kuratorin der Ausstellung, Mihaela Chiriac, eingeleitet. Details zum Programm finden Sie auf der Webseite des Filmhauses Nürnberg und Ausstellungsansichten hier.

As an extension to the exhibition at the kunstbunker (October 15 – November 2, 2020) that was closed prematurely due to the pandemic, films by Chantal Akerman and Ion Grigorescu will be shown at the Filmhaus Nürnberg from September 23rd to 26th, 2021. The film program will be introduced on Thursday, September 23rd by the curator of the exhibition, Mihaela Chiriac. Details about the program can be found on the website of the Filmhaus, exhibition views here.

UNHEIM – Walter+Skibicki

Eröffnung: Samstag, 7.8.21 18:00-21:00 Uhr

Am 07.08.2021 eröffnet der kunstbunker die Ausstellung „UNHEIM“ von Mirjam Walter und Tomasz Skibicki. Das Konzept der Ausstellung wurde von den beiden Absolvent*innen und Debütant*innenpreisträger*innen (2020) der AdBK Nürnberg eigens für die Räume des kunstbunkers entwickelt und ist dort nun als Doppeleinzelausstellung mit dialogischem Charakter zu sehen.

UNHEIM impliziert eine Ablehnung der Idee von territorialer Heimat, die mit Sesshaftigkeit verbunden wird und welche gleichzeitig für Künstler*innen schwer durchzuhalten ist. UNHEIM ist irgendwie eine Art von heimlich (Freud- Das Unheimliche) so wie künstlerisches Handeln häufig eine Form der Selbstausbeutung ist, die gleichzeitig Selbst konstituierend und Selbst abschaffend wirkt. Dabei ist Abschaffung als Gegenteil von Zerstörung zu verstehen. Im Bewusstseins des UNHEIMs ist der Ausschluss den jeder Einschluss produziert. UNHEIM beinhaltet eine Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Geborgenheit.

Samstag 21.8.21
19:00 Uhr Katalogrelease* Mirjam Walter I AM NO BODY LIKE A HOUSE IS NOT A HOME
20:00 Lecture Performance Simone Körner
danach: Omni Love Bar (Veronika Haller & Friends)

Mirjam Walters Malereien performen Posen, denen ein Außen fehlt. Gesten des Ausdrucks und Gesten der Sehnsucht verbinden sich zu einem dissonanten Geflecht, verhandeln die Widersprüche der Gegenwart und füllen den Raum zwischen den Bildern mit körperlichen Ambivalenzen. Mirjam Walter (*1993) hat von 2014 bis 2019 an der AdBK Nürnberg studiert.

Tomasz Skibicki produziert Installationen, Skulpturen und Filme auf der Grundlage einer von ihm entwickelten Arbeitsmethode. “The Hoarder-Gatherer” ist eine nomadische Praxis in welcher Denkprozesse in der Art eines forensischen Wissenschaftlers bei einer Autopsie vollzogen werden. Verlassene Orte und vergessene Geschichten werden untersucht und als vernakuläre Zeichen in die Arbeiten wieder aufgenommen. Tomasz Skibicki (*1991) hat von 2010 bis 2015 an der AdBK Nürnberg studiert, absolvierte 2017 bis 2019 ein Masterprogramm am Sandberg Institute in Amsterdam wo er gegenwärtig artist in residence an der Rijksakademie ist.

*Der Katalog von Mirjam Walter erscheint im Verlag Hammann von Mier mit Texten von Alexandra Hojenski, Simone Körner und einem Interview zwischen Annette Hans und Mirjam Walter und wurde gestaltet von Raphael Mathias.

 

UNHEIM is a double solo exhibition organized by Mirjam Walter and Tomasz Skibicki – the winners of last year’s art-academy Nuremberg debutant-prize. The exhibition was developed by the artists especially for the space of the Kunstbunker eV.

One function of a bunker can be to protect the human being from the outer world. The inner shell is invisible from the outside, the space is only revealed once you are inside. It is a self sufficient space and completely isolated, there is no daylight and no sense of time.

UNHEIM is a fictional noun formed from the German adjective “unheimlich”. “Uncanny” is the English translation of “unheimlich” and a more literal translation would be “unhomely”. The word `heimlich‘, which is the opposite of `unheimlich‘, means familiar and agreeable, though by extension of this agreeableness there is also the implication of concealment and keeping that which is unpalatable out of sight.

In order to get a better understanding of UNHEIM it is worth looking into Sigmund Freud’s essay `The Uncanny‘, where he claims that the ‚uncanny‘ (unheimlich) refers to the uneasy sense of the unfamiliar within the familiar, the unhomely within the home. We learn from Freud that when we have an uncanny experience, we feel like there are ghosts in our house.

Both artists left the city of Nuremberg after graduating from the Academy and their show at the Kunstbunker can be seen as homecoming.

Dealing broadly with domesticity, architecture, fiction and space, Skibicki’s video-work Śóuvęńir is made of a series of fragments, edited footage and analogue visual effects, merged with messages Skibicki exchanged with artists Stachu Szumski in a narrative-like attempt to interpret vulgar signs and other materialized abandoned traces of Polish presence in the Netherlands.

Specifically a graffiti reading “każdy ma prawo do szczescia ale nie każdy ma szczescie do prawa” / “everybody has the right to be lucky but not everyone is lucky to have rights” becomes a pareidolic trace enacting The Hoarder-Gatherer machine’s non-linear narrative’s attempt of translating the unpolished traces left in the building in active constituents of its world-building narrative.

In Śóuvęńir such a narrative is based on the notion of origin: the artist’s body familiarizes with the building through a network of graffiti, whose content and language project him back to an origin, transforming his presence in space in an encounter.

In Tomasz Skibicki’s work the ghostly space of the domestic becomes a cultural and sociopolitical signifier allowing a direct and embodied access of the artist body to the theme.

Tomasz Skibicki produces installations, sculptures, and films based on what he likes to call “firsthand encounters with second-hand stories”. The Hoarder-Gatherer’ is a research practice he has developed, where he comes into personal contact with vulgar culture objects and vernacular signs. In such investigative moments, he produces immersive video works, where he considers technique as special effects. Technique also plays a central role in the sculptures he produces. An attempt to refine traditional crafts such as wood carving and assembling to produce works that are riddles in personal and arcane narratives.

Mirjam Walter’s paintings perform poses that lack an outside. Gestures of expression and longing are combined to form a dissonant braiding, negotiating the contradictions of the present, filling the space between images with physical ambivalences.

Lange Nacht der künstlerischen Forschung

Die Lange Nacht der künstlerischen Forschung dauerte circa von April 2020 bis heute Abend. Sie dauert noch oder sie fängt gerade erst an: Eigentlich beginnt sie am 19.06. und endet am 25.07.2021. Herzlich willkommen!

Ich hatte die Ausstellung „Die Stadt der künstlerischen Forschung“ nennen wollen, aber dieser Titel schien in Nürnberg (der Stadt der Menschenrechte im übrigen) auf eine andere Art problematisch als er es sein sollte. Ich habe daher davon Abstand genommen. Denn mir ging es nicht um den Bunker oder die Geschichte der Stadt Nürnberg und den Skandal, der es vielleicht ist, diese nicht pausenlos auch zu benennen und auszustellen, sondern um die immer wieder auch als solche beschriebenen fragmentierten Öffentlichkeiten, die das Internet und der Schritt von den Massen- zu den sozialen Medien mit sich bringt. Eine Frage, die sich im heute Abend endlich endenden Jahr 2020 zunehmend dringender stellte, war auch, was aus der Stadt wird, oder eben aus jener Art von Struktur, in der es Kunsträume gibt, wenn aus hygienischen Gründen die Physiopolitik der Germ-Pods dem „Sich vor Kunst Treffen“ vorzuziehen ist. Corona als Medium der Medien machte sichtbar, was sonst weniger sichtbar auch passiert: Das, was wir hier machen gehört zu einer Anatomie, die dabei ist, sich aufzulösen. Was nicht nur schlecht sein muss.

Malene List Thomsen (Berlin) zeigt eine Serie von Zeichnungen und Objekten, die für diesen Ort neu entstanden sind. Das Motiv einer Kerze ebenso wie bestimmte Formen der Umnutzung von Alltagsobjekten werden dabei auf ihre Skalierbarkeit hin überprüft.

Stefanie Pretnar (Frankfurt/Main) hat auch eine Arbeit für den Kunstbunker entwickelt. Diese bezieht sich auf einen – allerdings schon vor einigen Jahren abgeschlossenen – Architekturwettbewerb, der dazu aufforderte eine neue Nutzung für das französische Schloss Chambord vorzuschlagen. Der seit seinem Bau im 16. Jahrhundert kaum nutzbare, d.h. nicht wirklich bewohnbare Repräsentationsbau an der Loire wird in Pretnars Entwurf Aufführungsort für die experimentelle Musik von Maryanne Amacher.

Lisa Holzer (Wien/Berlin) zeigt sechs Fotografien aus verschiedenen Serien, bei denen unter anderem Essen als abstraktes Bildelement zugleich den Körper als auch das Abjekte in die Abstraktion einschreiben, um Logiken des Begehrens zu umreißen.

Mein Beitrag zur Ausstellung ist das Magazin Future Laws against Fat Shaming. Es umfasst zehn Interviews und Gespräche zu Themen wie Body Positivity, CGI, Coming-out, Passivität, Überwachung und der Hexenhammerzeit des Internet.
Das Magazin ist kostenfrei im Kunstbunker erhältlich.
Die Autor:innen des Magazins wurden zudem in Zusammenarbeit mit den Zuckerbäckern von Amemal Candy Sculpture (Hideaki und Chieko Idetsuki) in Form von Lollies portraitiert.

Die Pandemie, der durch sie nötige Abstand zueinander und dessen Auswirkungen auf Ausstellungen aller Art sind ein Zusammenhang, den sich so wohl niemand ausgedacht hätte und mit dem es dennoch umzugehen gilt. Er bildet die aktuelle Kulisse, vor der sich Freund:innen langsam finden und Feind:innen schnell.

Anke Dyes

 

Mit freundlicher Unterstützung durch:

 

Akerman-Grigorescu

***Please scroll down for the English version***

Die Ausstellung unwahrnehmbar-werden. Chantal Akerman, Ion Grigorescu stellt zwei herausragende Künstlerpositionen gegenüber. Mit über vierzig genreübergreifenden Filmen und ab Mitte der neunziger Jahre Videoinstallationen, sowie auch autobiographischen Essays wie „My Mother Laughs“ und „A Family in Brussels“ gilt Chantal Akerman (1950-2015) als eine der innovativsten Filmemacherinnen der letzten 50 Jahre. Ion Grigorescu ist als einer der bedeutendsten osteuropäischen Künstler bekannt, dessen filmisches, fotografisches und malerisches Werk seit nun über fünf Jahrzehnten experimentelle Praxis und Ausdrucksformen der Spiritualität vereint. Aus ihrem vielseitigen Schaffen, das in jeweils sehr unterschiedlichen künstlerischen und politischen Kontexten entstand, kristallisiert sich ein Themenkomplex heraus, in dem sich Familiengeschichte, Rituale des Alltags und intime Obsessionen mit Fragen über Heimat und Exil, Identität und Gedächtnis, und das Dokumentarische mit der Autofiktion verquicken.
Als sie mit fünfundzwanzig mit ihrem wegweisenden Jeanne Dielman, 23 Quay du Commerce, 1080 Bruxelles (1975) weltbekannt wurde, hatte Chantal Akerman bereits sechs Filme geschrieben, gedreht, produziert und teilweise gespielt. Es folgten zahlreiche weitere Filme und Videoinstallationen, die zwar ein breites Band an Formaten und Genres durchqueren, bezeichnenderweise jedoch stets Akermans einzigartige Vision des Kinos als körperliches Zeiterlebnis an das Publikum nahebringen. Akermans Deleuzesche und im Sinne des zweiten Gebots jüdische Lesart des Minimalismus als sparsame Formensprache, der sie sich zum Sichtbarmachen des „Minoritären“ bedient, wird in ihren vielen Porträts weiblichen Begehrens besonders deutlich. So in einer Reihe von Kurzfilmen, wie die hier präsentierten Saute ma ville (1968) und dem 2012 von ihr auch als Videoinstallation konzipierten La Chambre (1972), in denen Akerman sich selbst nicht ohne Humor in einem mal klaustrophobisch, mal schützend wirkenden häuslichen Umfeld inszeniert. Als Tochter einer jüdisch-polnischen Mutter, die dem Holocaust entkam, beschäftigte sich Akerman in ihrem gesamten Schaffen, so auch in ihrem letzten Film No Home Movie (2015), immer wieder mit der Figur der Mutter und dem von ihr Unausgesprochenen, mit der Lücke in der Familiengeschichte, die bis zuletzt unausgefüllt bleiben sollte. Akermans filmischen Essays wie Là-bas (2006), Histoires d‘Amérique (1989) und Dokumentarfilme wie De l‘autre côté (2002) und Sud (1999) binden persönliche Schicksale in historische Geschehen ein und erzählen von den katastrophalen Folgen von Hass, Vertreibung, Krieg.

Auch in Ion Grigorescus Werk bildet die Verschmelzung des Dokumentarischen mit der Autofiktion eine formale wie inhaltliche Konstante vor der Folie politischer und sozialer Umstände (kommunistische Diktatur, der stotternde Übergang des Landes in die Demokratie, zerstörte urbane Landschaften, materielle Armut vs. moralische Verkommenheit). Aus einer ambivalenten, stets hinterfragenden Position heraus entwickelt Grigorescu seine konzeptuelle und performative Praxis und die intime, improvisierte, provokative Qualität seines filmischen, fotografischen und malerischen Werkes, von dem hier eine Auswahl präsentiert wird. Seine während einer langen Zeitspanne entstandenen und zum Teil weniger bekannten tagebuchartigen Aufnahmen von Ruinen, Mahlzeiten und Überbleibseln, häuslichen Räumlichkeiten, Gärten, Familien- und Freundeskreis erscheinen bescheiden und doch essenziell. Grigorescus transgressiven Selbstporträts entwerfen ein modifiziertes, sich in Bewegung befindendes Bild der Männlichkeit, das Geschlechterrollen in Frage stellt und überschreitet. So wenn er sich in den Akt des Gebärens hineinversetzt oder tägliche Hausarbeiten zugleich als Ritual der Selbstfindung, Überlebensmechanismus und gesellschaftlichen Kommentar in seine künstlerische Praxis integriert. Ion Grigorescus idiosynkratisches Werk entzieht sich dem bequemen Zugang durch die Vermählung einer antiautoritären Verweigerungsstrategie mit der Neuerfindung aus seiner Neigung zur Spiritualität heraus.

Beide Künstler entwerfen und verdichten in ihren Werken Sprachen des Alltags, wodurch sie zum einen zur wachsenden Bedeutung dieser Thematik in den Diskursen und Kunstformen ab den 60er und 70er Jahren ihre einzigartigen Beiträge leisten. Zum anderen offenbaren sie eine sie auszeichnende und verbindende politisch und spirituell motivierte Empathie für das zerbrechlich Menschliche, das sich im Marginalen und augenscheinlich Unbedeutenden widerspiegelt. Für diese Ausstellung wurden Werke ausgewählt, die in den Worten der britischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey Topographien des (Er-)Lebens und ihre internen Widersprüchlichkeiten aufdecken––„topographies of living and their internal contradictions“––und die in der Gegenüberstellung historischer Kontexte und persönlicher Geschichten fortwährend aktuelle und dringliche Fragen über Begehren und ethische Verantwortung in der Begegnung mit dem Anderen erheben.

Kuratiert von Mihaela Chiriac

 

Als Teil der Ausstellung finden zu einzelnen Terminen Filmvorführungen statt. Am 1.11. und am 22.11. wird Mihaela Chiriac persönlich durch die Ausstellung führen. Leider ist aufgrund der aktuellen Situation die Teilnehmer*innenzahl begrenzt. Bitte melden Sie sich für Screenings und/oder Führungen unter anmeldung@kunstbunker-nuernberg.org an.

Screenings of selected films by Chantal Akerman as well as two guided tours will accompany the exhibition. The number of participants is limited due to the current health measures. Please register your attendance to any of the listed events at anmeldung@kunstbunker-nuernberg.org.

 

FILMPROGRAMM & FÜHRUNGEN / SCREENINGS & GUIDED TOURS
Alle Filme OmU (eng) oder im Original (eng) / all films OV with English subtitles or OV (En)

15.10.2020
   6:30 pm: Saute ma ville, 1968, 13 min

18.10.2020   4:00 pm: From the Other Side, 2002, 103 min

25.10.2020   
4:00 pm: South, 1999, 71 min

01.11.2020   3:30 pm: Führung mit / tour through the exhibition with Mihaela Chiriac

01.11.2020   4:00 pm: Down There, 2006, 79 min

05.11.2020
   6:30 pm: Saute ma ville, 1968, 13 min

08.11.2020
   4:00 pm: Le 15/8, 1973, 42 min

15.11.2020
   4:00 pm: No Home Movie, 2015, 113 min

22.11.2020
   3:30 pm: Führung mit / tour through the exhibition with Mihaela Chiriac

22.11.2020   4:00 pm: Histoires d‘Amérique: Food, Family and Philosophy, 1989, 92 min

 

Mihaela Chiriac bedankt sich an / Special thanks to:
Sylviane Akerman, CINEMATEK – Royal Film Archive of Belgium, Fondation Chantal Akerman
, Ion Grigorescu, Boglárka Nagy, Gregor Podnar, Berlin
, Adam Roberts (A Nos Amours), The Party Film Sales

und an/as well as:
Eva, Mike, Michael, Jim, Elke, Rebecca, Maria, Eva, Marian, Melissa, Nico, Terry, Vajra, Cata, Ana, Marieta, Mica, Vali, and Mark.

Die Ausstellung wird gefördert durch / the exhibition is made possible by:
Bezirk Mittelfranken, Kulturreferat der Stadt Nürnberg, zumikon-Kulturstiftung.

 

Mihaela Chiriac (*1984 in Brasov, Rumänien) arbeitet als freie Kuratorin und Autorin in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte und Theater- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Als Mitbegründerin des kuratorischen Projektes und gleichnamigen Ausstellungsraums Stations hat sie zusammen mit Melissa Canbaz in Deutschland erstmalige Präsentationen junger, sowie auch historischer Positionen organisiert und mit der Vortrags-, Film- und Musikreihe Balkon ein interdisziplinäres Programm konzipiert, das auf den Standort des Raumes in Berlin-Kreuzberg Bezug nimmt.

 

***ENGLISH VERSION***
The exhibition becoming imperceptible. Chantal Akerman, Ion Grigorescu brings together two outstanding artists. With over forty films, numerous video installations and autobiographical essays like „My Mother Laughs“ and „A Family in Brussels“, Chantal Akerman (1950–2015) is considered to be one of the most innovative filmmakers of the past fifty years. Ion Grigorescu (*1945) is one of the most prominent Eastern European artists whose multifaceted oeuvre incorporates both an experimental practice and the expression of spirituality. Akerman and Grigorescu were born in Brussels and Bucharest, respectively; their artistic output emerged in two very dissimilar political and cultural contexts. Yet both their oeuvres crystallize a complex set of themes and motifs that meld documentary with autofiction, and questions on exile, identity, and memory with imagery of the private. While in a broader sense their respective work relates to the intellectual discourse of the ’60s and ’70s concerning the integration of life in art, their portrayals of home and interiority, daily rituals, intimate obsessions, and family history are unique in their vision and in their particular empathy for the prosaic, the marginal, and the minoritarian. The exhibition brings forth a selection of works by Akerman and Grigorescu which, in British film theorist Laura Mulvey’s words, trace the “topographies of living and their internal contradictions.” Against the backdrop of their historical contexts and personal histories, Akerman’s and Grigorescu’s works confront us with questions on desire and ethical responsibility in facing the Other.
Chantal Akerman’s groundbreaking work is that of a filmmaker, a writer, and an artist—in no particular order. Very early on, in her twenties, Akerman had already devised her own cinematic language by repurposing the cool minimal formalism of Snow and Warhol into a vehicle for (auto)fictional narrative and a formal intensifier of the corporeal, durational experience of viewing. In her cinema (exploring many genres) and video installations, the text and the act of writing are a driving force that she often references on a diegetic as well as a formal level, adding a diaristic, confessional component to many of her works. The narratives of Akerman’s films emerge from a particularly strong, well-determined tension between the inner and the outer world, between interiors, images of the city, and landscapes, between soundscapes and silences. Akerman’s films and videos are an intimate time-space for the viewer to inhabit. Her “Deleuzian”––and, with the second commandment in mind, Jewish––reading of minimalism, led her to employ what she called a “poor” cinematic language, a restricted vocabulary that helped her reveal stances of the minor and “minoritarian.” She has done so most notably in her portrayals of women and female desire, in some of which she would play herself. In her experimental short films Saute ma ville (1968), La Chambre (originating from 1972 and recreated by Akerman as a video installation in 2012), and La paresse (1986) Akerman can be seen inside her home, an environment that seemingly both protects her and triggers claustrophobic reactions. 
Many of these filmic self-portraits quite humorously disguise tragedy as slapstick. The daughter of a Polish Jewish Holocaust survivor, Akerman gravitated in life and work around the figure of her mother Natalia and the untold and untellable history of her family. Her last film, No Home Movie (2015), is a final and sorrowfully failed attempt at finding answers. The mother as a topos of home shatters with Natalia’s disappearance. Similarly, Akerman’s documentaries and filmic essays Là-bas (2006), De l’autre côté (2002), Sud (1999), and Histoires d’Amérique (1989) speak of the ruinous consequences of hatred, war, and displacement.
Ion Grigorescu’s diverse artistic output, much of which was only disclosed after the fall of the Communist regime in 1989, consists of photographs, films and videos, painting, and diaristic writing, as well as his restorations of church murals and icons, the latter being a form of work he began in the mid-’80s and continues up to this day. 
Grigorescu’s artistic experiments started in the late ’60s, targeting “real images” and a realism that was generally rejected by many of his peers who, like him, did not conform to the histrionic, declamatory varieties of official socialist “realism.” Unlike Grigorescu, though, many artists of the time were attracted to the various languages of modernist abstraction, removed from the direct political implications of realism. Grigorescu instead felt a need to document what his eyes saw––a raw impulse that incorporated both the public and the private and transgressed what censorship, the ideology of the “new man,” and the pseudo-morality of Communist society expected and allowed.
The implications of this interest led Grigorescu to reject the strict formation of a style in his work—in other words, to reject adherence to any single artistic identity. If one looks for a center, none is to be found. Throughout his life and work, Grigorescu has explored the margins, diffusing (enriching) meaning through a consistent tactic of obfuscation and improvisation. His films and photographs leap indiscriminately from the personal to the public, as do his diaries, which change registers nearly unnoticeably between descriptions of dreams, daily records, and intimate musings on art, spirituality, and society. His images of ruins, leftovers, interiors, gatherings, doors, hallways, and nourishment emerge as humble and yet essential. Grigorescu’s “self-performances” for and with the camera are raw and unassuming, conceiving a modified image of masculinity that challenges and transgresses gender roles i.e. by symbolically enacting birth-giving and by making domestic activities integral to his practice as a sort of survival strategy and ritual of self-discovery.
A nomad in many ways, Chantal Akerman never acquiesced to being co-opted by any single project. Settling only within the nomadic home of her Jewish heritage, Akerman’s work is her very distinctive écriture féminine––an appeal French writer Hèléne Cixous made in her text The Laugh of the Medusa (1975), specifically to women and obliquely to men, as a means of breaking the mold of an enduring historical pattern. Similarly, Ion Grigorescu has managed to elude and perhaps perplex his critics to this day with an idiosyncratic oeuvre––a chaosmos, to remain in Cixous’s realm––that conjugates a persistent tactic of anti-authoritarian refusal and re-invention to his propensity to tradition and spirituality.

Curated by Mihaela Chiriac