Jonas Roßmeißl / The Otolith Group / 1.5. - 1.6.2025

Eröffnung Mittwoch 30. April 2025, ab 19 Uhr

Jonas Roßmeißl / Sechs Skulpturen

Setzt der Begriff der Skulptur traditionell materielle, formale und thematische Geschlossenheit voraus, die dem jeweils ausgewählten Rohmaterial, egal ob Marmor oder Lindenholz, bildhauerisch zu entbergen wäre, rückt bei den Skulpturen von Jonas Roßmeißl eher das Zusammengesetzte, Additive und Kombinatorische in den Vordergrund – mit der Naht in einer zentralen Funktion, die eher den Vergleich mit dem prototypisch modernen Prinzip der Collage nahelegt. Tatsächlich vernäht Roßmeißl in seiner bildhauerischen Praxis nicht nur Materialien verschiedener Herkunft, sondern auch Herstellungs- und Verwendungsweisen, die ihrerseits in unterschiedliche Richtung weisen. Da geraten technisch komplexe Objekte aus der Informations-, Medizin- oder Waffentechnik – ein Flatscreen, ein kryotechnischer Behälter oder eine Blendgranate – mit buchstäblich „rohem“ Embryonenmaterial, Lötmetall oder Wachs aneinander, wobei nicht immer leicht zu entscheiden ist, was Ergebnis der künstlerischen Bearbeitung, outgesourcte Fertigung oder schlicht ausgewähltes und in die jeweilige Skulptur integriertes Produkt ist.

Das weist auf einen zentralen Problemkreis hin, den der fränkische Bildhauer künstlerisch bearbeitet und der vielleicht am ehesten als das Material seiner Skulpturen bezeichnet werden kann: die verschiedenen Formen, Hintergründe und Effekte von Arbeit, deren Grenzen – etwa zwischen materieller und immaterieller Arbeit, individuellem und gesellschaftlichem Tun, Selbst- und Fremdbestimmung – selten scharf zu ziehen sind.

Spätestens mit dem Duchamp‘schen Readymade ist das Problem der „Arbeit anderer“ in die Sphäre der ihrerseits aus der Kunst des Handwerks hervorgegangenen „bildenden“ Kunst eingegangen, ohne dass sich der eigenhändige Anteil künstlerischen Schaffens je erledigt hätte – während die „Produktion“ der Kunst immer schon der Effekt gesellschaftlicher Arbeit war. In diesem Sinne wäre Roßmeißls Bildhauerei eine, die ihr Material aus den sichtbaren und unsichtbaren, wertgeschätzten und unbewerteten Formen von Arbeit findet und diese als Form und Thema der Skulptur freilegt, die bekanntlich von allen Seiten begutachtet werden kann.

Im kunstbunker – forum für zeitgenössische kunst e. V. präsentiert Jonas Roßmeißl (Jg. 1995) sechs Skulpturen. Der Künstler lebt und arbeitet in Uttenreuth.

 

The Otolith Group / Anathema

Anathema (rel., phil.) – der Fluch, der Gräuel, die Verfluchung, das Anathema

Anathema (2011, HD-Video, 37 Minuten, Farbe, Ton) von the Otolith Group ist ein psychedelisches Video, das, ausgehend von der Betrachtung der physikalischen Abläufe in LCD-Touchdisplays, den Begriff des Netzwerks und seine sozialen und ökonomischen Implikationen untersucht.

„Das Ziel der kapitalistischen Zauberei ist es, eine Art Betäubung herbeizuführen, eine Lähmung der Handlungsfähigkeit und der Vorstellungskraft, die eine Raserei der Pseudo-Aktivität keineswegs ausschließt – eine unaufhörliche Tretmühle von Arbeit und Konsum, aber auch von Kommunikation, die nun ebenfalls sowohl Arbeit als auch Konsum ist. Der Zauber wirkt auf das, was wir für die Wirklichkeit selbst halten. Seine Hauptfunktion ist in der Tat ein Verfahren der ontologischen Begrenzung, eine Reduktion aller verfügbaren Realitäten auf die vom Kapitalismus formatierten: die berühmte Alternativlosigkeit.“ (Mark Fisher, Digital Psychedelia: The Otolith Group’s Anathema)

The Otolith Group wurde 2002 in London von Anjalika Sagar und Kodwo Eshun gegründet.

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Do-Sa 16-20 Uhr
So 14-18 Uhr und
nach Vereinbarung
(bei laufender Ausstellung)
Am Bauhof 9
90402 Nürnberg
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