Limpe Fuchs

4. Juli
Konzert
Einlass 18 Uhr
Konzertbeginn 19 Uhr
8-12€

5. Juli
Workshop
13-15:30 Uhr
kostenlos nach Anmeldung (office@kunstbunker-nuernberg.org)
Teilnehmer*innenzahl begrenzt

Seit Jahrzehnten ist Limpe Fuchs in der internationalen experimentellen Musikszene unterwegs. Sie hat nach Piano- und Perkussionsstudium in München zusammen mit dem Bildhauer und Klangkünstler Paul Fuchs als Duo ANIMA MUSICA Klangforschung gemacht: Bronze, Steine, Hölzer. Daraus entwickelten sich in 30 jähriger Beschäftigung die Instrumente, die sie heute spielt. Auch klassische Instrumente wie Viola und Bambusflöte sind in das Klangbild integriert. Seit 1989 arbeitet sie als Solistin und Komponistin akustischer und visueller Ereignisse. Trotzdem ist ihr immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Musikern und Musikerinnen wichtig. Zu nennen sind hier in den 80er Jahren Friedrich Gulda, Albert Mangelsdorff, Barre Philipps, in den 90ern Sebi Tramontana, Ulli Bartel, Georg Karger und experimentelle Musiktheaterproduktionen die vom Münchner Kulturreferat unterstützt wurden. Zurzeit spielt sie im Duo mit Pit Holzapfel, Posaune, Jacques Foschia, Bassklarinette, Valérie Vivancos, Stimme, Electronic, Mark Fell Electronic und im BFGH Quartett mit Limpe Fuchs p, Pit Holzapfel pos, Elmar Guantes db, Zoro Babel dr.
weitere Informationen: www.limpefuchs.de

Workshop: Spielen in der Klanginstallation von Limpe Fuchs
3 Pendelsaiten – in einem 3 Meter hohen Gestell ist eine Resonanztrommel aufgehängt. In der Mitte ist ein unterschiedlich langer 1mm starker Piano Saitendraht befestigt an dem ein gebogener Bronzestab hängt, ein Lithophon aus 24 Serpentinit Klangplatten, 4 Röhrentrommeln, 1 Snare Drum, 1 Pedalpauke, 1 Blechtrommel, Holzspiel mit 15 Klanghölzern,.
Ziel des Workshops ist es, die Möglichkeiten der Instrumente kennenzulernen. Nach einer Einführung und einer Phase des allgemeinen Ausprobierens leitet Limpe Fuchs die einzelnen Improvisationen. Wechsel von Spielen und Zuhören. Nonverbale Kommunikation durch Klang.

Plakatdesign: Kira Krüger/Foto: Judith Buss

Jonas Roßmeißl – The Otolith Group

Eröffnung Mittwoch 30. April 2025, ab 19 Uhr

Jonas Roßmeißl / Sechs Skulpturen

Setzt der Begriff der Skulptur traditionell materielle, formale und thematische Geschlossenheit voraus, die dem jeweils ausgewählten Rohmaterial, egal ob Marmor oder Lindenholz, bildhauerisch zu entbergen wäre, rückt bei den Skulpturen von Jonas Roßmeißl eher das Zusammengesetzte, Additive und Kombinatorische in den Vordergrund – mit der Naht in einer zentralen Funktion, die eher den Vergleich mit dem prototypisch modernen Prinzip der Collage nahelegt. Tatsächlich vernäht Roßmeißl in seiner bildhauerischen Praxis nicht nur Materialien verschiedener Herkunft, sondern auch Herstellungs- und Verwendungsweisen, die ihrerseits in unterschiedliche Richtung weisen. Da geraten technisch komplexe Objekte aus der Informations-, Medizin- oder Waffentechnik – ein Flatscreen, ein kryotechnischer Behälter oder eine Blendgranate – mit buchstäblich „rohem“ Embryonenmaterial, Lötmetall oder Wachs aneinander, wobei nicht immer leicht zu entscheiden ist, was Ergebnis der künstlerischen Bearbeitung, outgesourcte Fertigung oder schlicht ausgewähltes und in die jeweilige Skulptur integriertes Produkt ist.

Das weist auf einen zentralen Problemkreis hin, den der fränkische Bildhauer künstlerisch bearbeitet und der vielleicht am ehesten als das Material seiner Skulpturen bezeichnet werden kann: die verschiedenen Formen, Hintergründe und Effekte von Arbeit, deren Grenzen – etwa zwischen materieller und immaterieller Arbeit, individuellem und gesellschaftlichem Tun, Selbst- und Fremdbestimmung – selten scharf zu ziehen sind.

Spätestens mit dem Duchamp‘schen Readymade ist das Problem der „Arbeit anderer“ in die Sphäre der ihrerseits aus der Kunst des Handwerks hervorgegangenen „bildenden“ Kunst eingegangen, ohne dass sich der eigenhändige Anteil künstlerischen Schaffens je erledigt hätte – während die „Produktion“ der Kunst immer schon der Effekt gesellschaftlicher Arbeit war. In diesem Sinne wäre Roßmeißls Bildhauerei eine, die ihr Material aus den sichtbaren und unsichtbaren, wertgeschätzten und unbewerteten Formen von Arbeit findet und diese als Form und Thema der Skulptur freilegt, die bekanntlich von allen Seiten begutachtet werden kann.

Im kunstbunker – forum für zeitgenössische kunst e. V. präsentiert Jonas Roßmeißl (Jg. 1995) sechs Skulpturen. Der Künstler lebt und arbeitet in Uttenreuth.

 

The Otolith Group / Anathema

Anathema (rel., phil.) – der Fluch, der Gräuel, die Verfluchung, das Anathema

Anathema (2011, HD-Video, 37 Minuten, Farbe, Ton) von the Otolith Group ist ein psychedelisches Video, das, ausgehend von der Betrachtung der physikalischen Abläufe in LCD-Touchdisplays, den Begriff des Netzwerks und seine sozialen und ökonomischen Implikationen untersucht.

„Das Ziel der kapitalistischen Zauberei ist es, eine Art Betäubung herbeizuführen, eine Lähmung der Handlungsfähigkeit und der Vorstellungskraft, die eine Raserei der Pseudo-Aktivität keineswegs ausschließt – eine unaufhörliche Tretmühle von Arbeit und Konsum, aber auch von Kommunikation, die nun ebenfalls sowohl Arbeit als auch Konsum ist. Der Zauber wirkt auf das, was wir für die Wirklichkeit selbst halten. Seine Hauptfunktion ist in der Tat ein Verfahren der ontologischen Begrenzung, eine Reduktion aller verfügbaren Realitäten auf die vom Kapitalismus formatierten: die berühmte Alternativlosigkeit.“ (Mark Fisher, Digital Psychedelia: The Otolith Group’s Anathema)

The Otolith Group wurde 2002 in London von Anjalika Sagar und Kodwo Eshun gegründet.

The End of the End of Selling Out

Samstag, 26. Oktober 2024 ab 18 Uhr Screening und Talk: The Target Shoots First (Dir. Chris Wilcha, USA 1999), Diskussion mit Christian Flamm, Mike Sperlinger und Hans-Jürgen Hafner

Samstag, 26. Oktober 2024, ab 22 Uhr „The End of The End of Selling Out“ DJ-Set Christian Flamm @ Saigon Bar

Öffnungszeiten im kunstbunker:
Beginn: 25. Oktober 2024 um 19 Uhr
Samstag: 26. Oktober 2024, von 16-22 Uhr geöffnet,
DJ-Set ab 22 Uhr @Saigon Bar
Sonntag: 27. Oktober 2024, 14-18 Uhr

Wir laden Sie herzlich ein zu einem Wochenende mit Filmen u. a. von Stephanie Beroes, Christian Flamm, Paul Kelly, Robert Longo und Chris Wilcha, einem Screening sowie einem DJ-Set ein, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema des künstlerischen Sell-outs beschäftigen.

Für den Weekender „The End of the End of Selling Out“ über Höhen und Tiefen der Untergrundkultur greifen der Autor und Kurator Mike Sperlinger und der Künstler Christian Flamm ein gemeinsames Projekt mit dem Titel „The End of Selling Out“ auf, das ursprünglich im Rahmen von Flamms Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart im Jahr 2018 stattgefunden hatte. Am Wochenende von 25. Bis 27. Oktober 2024 werden in den Räumen des kunstbunker eine Reihe Filme in Dauerschleife gezeigt, die sich mit der Ethik und Ästhetik des Ausverkaufs in Musik und Kunst auseinandersetzen. Am Samstag, den 26. Oktober findet ab 18 Uhr eine Vorführung von Chris Wilchas „The Target Shoots First“ (2000) geben: die legendäre Dokumentation über ein Leben an der Spitze der Corporate-Music-Industrie der 1990er Jahre. Im Anschluss findet ein Gespräch zwischen Flamm, Sperlinger und Hans-Jürgen Hafner statt.

Ebenfalls am 26. Oktober legt Christian Flamm ab 22 Uhr in der Saigon Bar ausgewählte Singles mit musikalischem Bezug zum Thema auf.

Die Veranstaltung wird von der zumikon Kulturstiftung großzügig unterstützt.

Listening Session Ultra-red

WHY CONTINUE?
Listening Session und Diskussion mit Ultra-red (USA/UK)

Samstag 19.Oktober 2024, 14-18 Uhr
Eintritt frei

dodging therapy by talking about self organized cultural spaces and funding
dodging therapy by working through funding documents
dodging therapy by discussing a self organized cultural landscape

Ultra-red
Ultra-red (USA/UK) ist ein Kollektiv, das seit seiner Gründung im Jahr 1994 an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus arbeitet. Bekannt für ihre interdisziplinäre Herangehensweise nutzen sie Klang als Werkzeug, um soziale und politische Fragen zu erforschen. Ihre Arbeiten umfassen Performances, Installationen und partizipative Projekte, die sich oft mit Themen wie Migration, Rassismus und urbanen Transformationen auseinandersetzen.

Sound Objects
Vom 16. bis zum 18.10. sammeln Ultra-red mit Personen der Nürnberger Kulturlandschaft Sound Objects, am 19.10. wollen wir sie öffentlich diskutieren. Sound Objects sind Tonaufnahmen, deren Herstellen Teilnehmende dazu einlädt, durch das bewusste Zuhören und das Sammeln von Klängen eine tiefere Verbindung zu sozialen und politischen Themen herzustellen. Sie dienen als Auslöser für Diskussionen und Reflexionen und ermöglichen es uns, unsere Wahrnehmung zu schärfen und neue Perspektiven auf bekannte Fragen zu gewinnen.

Fragen
Dieses Jahr markiert das 30-jährige Jubiläum des Kunstbunker e.V. Zu diesem Anlass haben wir darüber gesprochen, was war, was ist, was nicht war und was sein könnte oder sollte und fragen uns:
Wie wird Kultur in Nürnberg unter welchen Bedingungen organisiert?
Wofür wird Kultur in Nürnberg organisiert?
Wofür soll Kultur in Nürnberg in Zukunft organisiert werden?
Was fehlt, wenn Kultur fehlt?
Wofür wird sich organisiert?
Warum organisieren wir (uns)?
Warum machen wir weiter?
Why continue?

Workshop Elisa Linn, Performance Julius Pristauz

*** Scroll down for English version ***

Elisa R. Linn
Migratory Aesthetics and Counter Public Spheres 
15–18 Uhr

Der Workshop stützt sich auf Linns PhD-Forschung über die Organisation von Gegenöffentlichkeiten und Ästhetiken marginalisierter queerer und migrantischer Gemeinschaften auf beiden Seiten der Berliner Mauer während der AIDS-Krise und inmitten des Kalten Krieges. In ihrer Forschung beleuchtet Linn, wie die beiden deutschen Nationalstaaten Souveränität und (Außen-)Grenzen auf Kosten „Anderer” festigten, indem sie die Berliner Mauer als „Kondom” gegen gesellschaftliche Randgruppen nutzten. Linn widmet sich hierbei der Verschränkung von aktivistischen und ästhetischen Lebenspraktiken im privaten und öffentlichen Raum und wie diese, entgegen der kategorisierenden Logik von Identität, Architekturen staatlicher Repräsentation und institutioneller Subjektivierung seit den frühen 80er-Jahren und bis heute herausfordern. 
Anhand der Beschäftigung mit verschiedenen Text- und Archivmaterialien aus Linns Forschung werden die Workshop-Teilnehmer*innen nachzeichnen, wie vor dem Hintergrund einer menschenunwürdigen AIDS- und Grenzpolitik, Körper von einer Identität, einem Geschlecht und einem Ort zum anderen migrierten. Jenseits eines ethno-nationalistischen Verständnisses von Migration wird die Grenze hier als diasporischer Ort der Artikulation betrachtet, wobei theoretisch-ästhetische Perspektiven entwickelt werden, die mit der hegemonialen Rede über Migration als Ausnahmezustand, Entfremdung oder Bedrohung brechen. 
Der Workshop findet in englischer Sprache statt. 
Website Elisa R. Linn

Julius Pristauz
sketch for dancing with both joy and fear
Beginn 19 Uhr

Julius Pristauz‘ Arbeit untersucht wiederholt die Spannungen zwischen privaten und öffentlichen Sphären, wobei der Fokus auf der Konstruktion von Identitäten, Performativität und (Re-)Präsentation in unterschiedlichen Medien liegt. Die neue Performance „sketch for dancing with both joy and fear“ verbindet verschiedene zeitbasierte Medien, um vertraute Seh-, Erfahrungs-, Identifikations- und Erwartungsmuster zu hinterfragen. Durch die Kombination von gefundenem Material, eigenen Aufnahmen, Texten, choreografischen Elementen, und ausgewählter Musik, bringt Pristauz eine vielschichtige Struktur in den Raum. In dieser persönlichen und essayistischen Untersuchung alltäglicher Kommunikationsformen wird das Wechselspiel zwischen privatem und öffentlichem Leben durch Musik, Choreografie, Mode und Sprache genauer in den Blick genommen.
Website Julius Pristauz

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Elisa R. Linn
Migratory Aesthetics and Counter Public Spheres 
3–6 pm

The workshop draws on Linn’s PhD research on the organization of counter-publics and aesthetics of marginalized queer and migrant communities on both sides of the Berlin Wall during the AIDS crisis and in the midst of the Cold War. In her research, Linn sheds light on how the two German nation states consolidated sovereignty and (foreign) borders at the expense of “others” by using the Berlin Wall as a “condom” against marginalized social groups. Linn focuses on the entanglement of activist and aesthetic life practices in private and public space and how these, contrary to the categorizing logic of identity, have challenged architectures of state representation and institutional subjectivation since the early 1980s and to this day.
By engaging with various textual and archival materials from Linn’s research, workshop participants will trace how bodies migrated from one identity, gender and place to another against the backdrop of inhumane AIDS and border politics. Beyond an ethno-nationalist understanding of migration, the border will be considered here as a diasporic site of articulation, developing theoretical-aesthetic perspectives that break with the hegemonic discourse on migration as a state of exception, alienation or threat.
The workshop will be held in English.
Website Elisa R. Linn

Julius Pristauz
sketch for dancing with both joy and fear
Start 7 pm

Julius Pristauz’s work explores the tensions between private and public spheres, focusing on the construction of identity, performativity, and (re-)presentation across various media. Their new performance piece, „sketch for dancing with both joy and fear“, blends different time-based media to challenge learned habits of seeing, experiencing, identifying and expecting. By merging found footage, his own recordings, texts, and selected music, Pristauz creates a polyphonic structure in the space. Live interventions and choreographic elements further this work as a personal, essayistic exploration of everyday communication carriers, observing the interplay of private and public life through music, choreography, fashion, and language.
Website Julius Pristauz

Screening 196 BPM mit Talk

Die Loveparade 2002 in drei Einstellungen

INTRO
Freitag Abend, Breitscheidplatz. Jemand tanzt wie ein Gummiball. Andere kommen vorbei und tanzen mit.

GABBA
Unter dem Druck von 196 bpm wird aus einer Dönerbude ein Ort der heiligen Raserei.

HELL AT WORK
Montag Morgen im alten WMF. Es ist Gigolo-Night und DJ Hell legt auf. Die meisten Gäste feiern bereits seit Tagen. Am Ende sind alle bereit für Marilyn Mansons ‚Tainted Love‘ …

Romuald Karmakar dokumentiert in 196 BPM das Geschehen an drei Nebenschauplätzen der Berliner Love Parade 2002. Die drei unkommentierten, dialogfreien und mit Mini-DV jeweils in einer Einstellung gedrehten Teile des Films geben den Originalton wieder, der hauptsächlich aus Musik und wenigen Gesprächs- und Wortfetzen besteht. Anders als die üblichen Dokumentationen über die Love Parade, in denen über Besucherzahlen, Drogenmissbrauch, Verunreinigung der Stadt, Ruhestörung etc. berichtet wird, versammelt Karmakars Film Impressionen der verschiedenen musikalischen Stilrichtungen innerhalb des schwierig zu definierenden ‚Techno‘-Begriffs; die Musik, die Tänzer, die Orte und ein DJ stehen hier im Vordergrund.
Der erste Teil des Films zeigt den Bereich vor der Eingangstür des Clubs ‚Linientreu‘. Mit Lautsprechern wird Musik aus dem Innern auf die Straße übertragen. Ein junger Mann tanzt wie ein Gummiball, Menschen laufen vorüber, tanzen mit.
Der zweite Teil führt den Betrachter an den Breitscheid-Platz, wo in einem umgeräumten Döner-Imbiss ein Pult aufgebaut ist. Draußen wird unter dem Druck von 196 BPM wild getanzt.
Der dritte Teil beobachtet – ebenfalls in einer einzigen Einstellung, die nur einmal unterbrochen wird von einem 350-Grad-Schwenk – DJ Hell bei der Arbeit. Es ist Gigolo-Night im alten ‚WMF‘, einem legendären Berliner Club, und die meisten Gäste feiern bereits seit Tagen. In rotes Licht und Stroboskop-Effekte getaucht, legt der 1962 als Helmut Josef Geier geborene Münchner DJ unter anderem Coverversionen von Depeche Modes ‚Behind the Wheel‘ und Soft Cells ‚Tainted Love‘ auf – Stücke, deren Originalversionen er in den achtziger Jahren hörte, die aber sein heutiges Publikum zum großen Teil nur noch in den neu gemischten Fassungen kennt.
Tanja Horstmann, Katalog Berlinale 2003 (Forum)

Im Anschluss an den Film Gespräch mit Romuald Karmakar. Moderation: Michael Franz

Zur Person:
Romuald Karmakar, geboren 1965, ist Drehbuchautor und Regisseur, er dreht sowohl Dokumentar- als auch Spielfilme. Zu seinen bekanntesten Werken gehören ‚Der Totmacher‘, ‚Manila‘, ‚Die Nacht singt ihre Lieder‘, ‚Das Himmler-Projekt‘, ‚Hamburger Lektionen‘ und ‚Villalobos‘. Seine Filme wurden auf zahlreichen internationalen Filmfestivals ausgezeichnet und in mehreren Retrospektiven präsentiert unter anderem im Österreichischen Filmmuseum, Wien und bei Cinéma du Réel, Paris.
2013 hat Karmakar zusammen mit Ai Weiwei, Santu Mofokeng und Dayanita Singh Deutschland auf der 55. Kunstbiennale in Venedig vertreten, 2017 nahm er an der documenta 14 teil. Sein neuestes Werk ‚The Invisible Zoo‘, ein abendfüllender Dokumentarfilm über den Zoo Zürich, einen der führenden zoologischen Gärten Europas, hatte auf der Berlinale 2024 im Forum Weltpremiere.

196 BPM
Deutschland 2002, 62 Min
Cast: DJ Hell
Regie, Kamera, Produzent: Romuald Karmakar
Schnitt: Uwe Klimmeck
Produktion: Pantera Film GmbH
Bild/Ton: Mini-DV/Digi Beta, Farbe, 4:3, Stereo

Musikvortrag von Achim Szepanski

Der für Donnerstag den 13. Juni angekündigte Vortrag von Achim Szepanski musste krankheitsbedingt leider entfallen. Der geplante Ersatztermin kann nicht mehr stattfinden, Achim Szepanski ist am 22. September verstorben.

Die Macht war immer da. Wenn Mille Plateaux sagt, „wenn wir zurückblicken, scheint es, dass MP immer dunkel war. Wir haben den Techno-Utopismus, den Akzelerationismus oder Eshuns Afrofuturismus nie bestätigt“, dann klingt das wie ein dunkler, präkursiver Traum, der sich durchsetzt, der sich der Verständlichkeit entgegenstellt, ohne sich vollständig zu zeigen, der reinen Erkennbarkeit entzogen.

Ein eindringlicher Rhythmus – vibrierend, pulsierend, summend auf dem Weg der Immanenz, der den Beton durchschneidet, wenn man genau hinhört. Das Bestreben der Nicht-Musik bewaffnete sich vor einiger Zeit mit dem gedankensynthetisierenden Erfindungsreichtum und der Experimentierfreudigkeit des Werkzeugkastens, der von Deleuze und Guattari als neue generische Denkweise und ihren zehntausend Millionen Fluglinien, Milliarden de/terretorialisierender Wunschvektoren so wild aufgeführt wurde – ein konzeptuelles Bestiarium, das auf die (geo)politischen, ökonomischen, ästhetischen, kosmologischen und sozialen Problemstellungen ihrer Zeit gehetzt wurde. In gewissem Sinne weihten D&G ein Denken ein, das nicht abgeschnitten, sondern tief durchdrungen ist, das chaosmotisch vom Realen geprägt ist, das in, gegen, durch und mittendrin operiert und dadurch anders wird.

Zur Person:
Achim Szepanski initiierte das international bekannte Netzwerk um die Labels Force Inc., Mille Plateaux, Position Chrome, Communism Records u. v. m., das die Entwicklung der elektronischen Musik von Frankfurt aus mitgeprägte.
Im Jahr 2012 veröffentlichte er die Romane »Saal 6« und »Pole Position«. Danach mehrere Bücher zur Theorie des Marxismus im Laika-Verlag. Sein Buch »Kapital und Macht im 21. Jahrhundert« (2018, Laika-Verlag) erschien zuletzt in englischer und chinesischer Übersetzung. Er betreibt die Online- Plattform NON (non.copyriot.com) für Biopolitics, EconoFiction, GenericScience, Mashines, Necropolitics, NonMusic & PhiloFiction.

Vanessa Conte – Breakneck

Eröffnung: 11. November 2023, ab 18 Uhr

Vanessa Conte (*1977) ist eine US-amerikanische Malerin, Autorin und Comiczeichnerin, die in Los Angeles, Kalifornien, lebt und arbeitet. Sie nutzt ihre Malerei und visuelle Erzählkunst, um komplexe Beziehungen zum menschlichen Körper darzustellen, indem sie extreme Bewegungen und Verzerrungen des Fleisches visualisiert. Conte erhielt ihren Master of Fine Arts an der University of California, Los Angeles. Ihre Gemälde und Zeichnungen wurden international ausgestellt, unter anderem im Kunstmuseum Baden, der Philara Collection, Düsseldorf, dem Kunstverein Harburger Bahnhof, Commonwealth and Council, Los Angeles, und HESTER, New York City. Ihre Comics wurden von Random Man Editions, New York, innen, Zürich und der Kunsthalle Lüneberg veröffentlicht.

Zu sehen sein werden Zeichnungen und Malereien, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Die großformatigen Ölmalereien wurden von Vanessa Conte eigens für den kunstbunker entwickelt. Die Ausstellung wird von Eva Raschpichler kuratiert. Eine kleine Publikation erscheint Anfang Dezember.

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Stadt Nürnberg, der zumikon-Kulturstiftung und der Kost-Pocher’schen Stiftung.

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Opening November 11 2023, from 6pm

Vanessa Conte (*1977) is an American painter, writer, and comics-maker who lives and works in Los Angeles, California. She uses her painting and visual storytelling practices to present complex relationships with the human body, visualizing extreme movements and distortions of the flesh. Conte received her Master of Fine Arts degree at the University of California, Los Angeles. She has exhibited her paintings and drawings internationally, including at the Kunstmuseum Baden, Philara Collection, Düsseldorf, Kunstverein Harburger Bahnhof, Commonwealth and Council, Los Angeles, and HESTER, New York City. Her comics have been published by Random Man Editions, New York, innen, Zürich, and Kunsthalle Lüneberg.

On display will be drawings and paintings created over the past three years. The large-format oil paintings were developed by Vanessa Conte especially for the kunstbunker. The show was curated by Eva Raschpichler. A small publication will be released in early December.

With the kind support of the Cultural Department of the City of Nuremberg, the zumikon-Kulturstiftung and the Kost-Pocher`sche Stiftung.

I am attracted and embarrassed by the playful and detailed style of your pencil drawings and your self confident and sensitive way of showing these scenes that confuse me. For me your depictipon of domination, force, deformation of the body and desire alongside brutality is very powerful because the offender is an unknown character. I can well imagine your work at the kunstbunker because of the function and character of the space. As a former WW II Bunker and NBC shelter it was used to provide protection against a faceless force. But it is not an intimate hiding place: With its 500 m2, thick concrete walls, heavy steeldoors and facilities of the Luftschutz it is an impersonal place. It Is situated directly under a large parking lot and in use as a center of activities and exhibitions since the early 90s.

Saaltext von Moritz Scheper (pdf)

LIVE ACTS

Mittwoch, 25. Oktober 2023, 18.00 – 23.00 Uhr

Live-Acts, also Bühnenauftritte sind zentrale Elemente im Bereich der Musik, des Tanzes und der darstellenden Kunst, in der bildenden Kunst wird der Auftritt vor Publikum jedoch häufig auf Bilder und Objekte übertragen. Doch zeigt die Praxis, dass sich die klassische Trennung zwischen Produkt und Produzent*in in der bildenden Kunst längst verändert hat und zunehmend ein Crossover der verschiedenen Genres und Gattungen zu beobachten ist.

Das Projekt Live Acts legt nun den Fokus auf kurze Auftritte von Künstler*innen mit dem Background ‚Bildende Kunst‘, die an diesem Abend ihre Ansätze und Ideen persönlich vorstellen, mit dem Publikum kommunizieren und sich auch untereinander vernetzen. Die Präsentationen können in unterschiedlichsten Formen und Medien erfolgen, von Objekt oder Doku-Material über Musik, Text, Videoclip und Vortrag bis hin zur Live-Intervention, (Sound-)Performance oder Modenschau. Bei dem Format des jeweils 10-15 Minuten dauernden Live-Acts in allen Räumen des Kunstbunkers bilden zeitbasierte Beiträge logischerweise einen Schwerpunkt, doch auch selten gezeigtes Archivmaterial, Zeichnungsbücher und eine atmende Skulptur sind einbezogen.

Eingeladen sind Künstler*innen aller Generationen aus oder mit Bezug zu Nürnberg, die für ihren Auftritt im Kunstbunker zum Teil mit weiteren Künstler*innen zusammenarbeiten werden. Genannt seien hier Manoel Drexler, Susanne Dundler, Matthias Egersdörfer, Isabelle Enders, WSYTM022, Notburga Karl & Ursula Rogg, Helmut Kirsch, Christa Lösel, Kommando Romadur, Alessia Pennavaria & Joseph Lanzinger, Anna Steward, Sebastian Tröger, Peter Wendl und Sabrina Zeltner & Mina Reischer

Die Idee zu dem Projekt Live-Acts stammt von Eva Raschpichler, die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit Johannes Kersting und Ellen Seifermann.

I AM THE AUDIENCE

Eröffnung 4. Mai 2023, ab 19 Uhr

Neuaufführung „Ad Reinhardt Monolog“ 4. Juni 2023, 18 Uhr

Warum sich mit Köln oder New York aufhalten, wenn es Orte und Milieus gibt, anhand derer sich sehr viel differenzierter nachvollziehen lässt, wie die „moderne Kunst“ zur „zeitgenössischen“ wurde? Einer dieser Ort ist… Stuttgart. Im Schatten der großen Kunstzentren, in der südwestdeutschen Peripherie wurden an der Wende der 1970er- zu den 1980er-Jahren Modelle künstlerischer Autorschaft erprobt, die sich in zweifachem Sinn als resilient – und deshalb aus gegenwärtiger Perspektive als interessant – erweisen.
Bis heute behaupten sich diese Modelle zum einen im Spannungsfeld von „Ausstellung“ und „Diskurs“, „Institution“ und „Selbstorganisation“ aber auch von taktischer Klandestinität und mangelnder Nachfrage, statt sich mit hilfloser „Systemrelevanz“ anzubiedern. Zum anderen hat sich in diesem Zusammenhang, als Effekt darauf, ein regelrechtes Mindset herausgebildet, das, im Nachhinein, als „das Kuratorische“ zu bestimmen wäre. Das Kuratorische in der Verbindung künstlerischer, diskursiver und vermittelnder Arbeitsweisen prägt als mittlerweile global verbindlicher Standard die Produktion und Rezeption von Kunst und ihre gesellschaftliche und kulturelle Funktion.

Das Ausstellungsprojekt I AM THE AUDIENCE & / Theorie installieren: „Die Idee des Neuen“ zerfällt in zwei Teile, die zeit- und kunsthistorisch aufeinander bezogen, auf denselben Problemzusammenhang zurückgehen.
Die Ausstellung rückt erstens ausgewählte Arbeiten, Projekte und Ideen in den Fokus, die, keine hundert Meter voneinander entfernt, in zwei mittlerweile mythischen Stuttgarter Kunsträumen – der privaten Kunstschule an der Neuen Weinsteige und der Galerie Kubinski an der Olgastraße – ihren Ausgang nahmen. Was künstlerische Autorschaft sein kann, was es für die künstlerische Praxis bedeutet, wenn sie auch in Reaktion auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ausstellungs- und diskursförmig geworden ist, welche Konsequenzen das für die „Veröffentlichung“ und „Rezeption“ von Kunst hat, war der gemeinsame Problemhorizont, auf den sich die vielen, unterschiedlichen, teils miteinander verbundenen, teils konkurrierenden Projekte realer und fiktiver Akteure, Initiativen und Unternehmen in Stuttgart aber auch in Köln, München, New York und andernorts beziehen lassen.

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den so genannten „Theorieinstallationen“, die, ein gutes Jahrzehnt später, aus der Zusammenarbeit des Atelier Klaus Merkel mit der Jackson Pollock Bar hervorgegangen sind. Die zwischen 1993 und 1995 entstandenen, insgesamt vier Theorieinstallationen kamen damals u. a. in Freiburg, Nürnberg und Wien zur Aufführung.
Ein zentraler Punkt des Projekts ist dabei, wie sich die modernitätstheoretisch nach wie vor relevante „Idee des Neuen“ ausgerechnet am Beispiel der Malerei und ihrer Diskurse adressieren lässt.

Im Rahmen der Ausstellung im kunstbunker forum für zeitgenössische kunst wird eine Neuproduktion des „Ad Reinhardt Monologs“, der erstmals 1993 im Grand Hotel der französischen Streitkräfte in Freiburg uraufgeführten, zweiten Theorieinstallation realisiert. Die Aufführung findet am 4. Juni 2023 um 18 Uhr statt.

Mit Werken, Filmen und Dokumenten von und zu u. a. Christian Brügge, Famili, Jackson Pollock Bar, Klaus Merkel, Jeannette Müller, Stefan Ravena und Angelika Wiesenthal, kuratiert von Hans-Jürgen Hafner

Mit freundlicher Unterstützung der zumikon-Kulturstiftung Nürnberg

Fotos: Lukas Pürmayr