Georgie Nettell

Durch automatisiertes Tracking der Aktivitäten, Interessen, Vorlieben und Meinungen einer Person kann das psychografische Profil jedes Individuums ermittelt werden:
Die Art und Weise der verschiedenen Aktivitäten lassen Rückschlüsse auf Hobbys und alltägliche Routinen zu.
In den Interessen, die eine Person zeigt, offenbaren sich die zugrunde liegenden Denkmuster und Ideale.
In der persönlichen Meinung spiegeln sich individuelle Sichtweisen, Auffassungen, Gefühle, Überzeugungen und Wünsche wider.
Das Blickfeld jedes Menschen ist begrenzt, dabei wird unser Denken davon bestimmt, was wir wahrnehmen. Was wir für „Wissen“ halten, ist mehr und mehr ein Effekt der Personalisierung, der entsteht, wenn Algorithmen auf Basis ständig gesammelter Daten lernen, Dinge und Themen denjenigen anzupassen, zu denen sie „sprechen“.
Fünf Filme versetzen die Betrachter_in in den Kopf der Künstlerin, während diese alltäglichen, intimen und dennoch „typischen“ Aktivitäten nachgeht. Daneben zeigen 19 Plakate verschiedene Objekte und Architekturen; die jeweiligen Bildausschnitte sind so gewählt, dass Buchstaben des westlichen Alphabets erkennbar werden. Als Reihe nebeneinander an der Wand installiert, ergeben die Poster die Worte „REALITY“ und „CIVILISATION“. Im letzten Raum ist lediglich ein kleiner Button an eine der Wände montiert, wird er von den Besucher_innen gedrückt, gibt er eine zuvor aufgezeichnete Audio-Botschaft wieder.

Titel
Are you extroverted or are you neurotic? 1-5 – Videos
Natural Language 1/2 (reality/civilisation) – Plakate
different paths through the same set of information based on what you already know or want to know – Druckknopf
alle 2018

Georgie Nettell (*1984 in Bedford, England) lebt und arbeitet in London. In den letzten Jahren stellte sie in den Galerien Lars Friedrich (Berlin), Reena Spaulings (New York) und Project Native Informant (London) aus.

By tracking an individual’s Activities, Interests and Opinions (AIO) a psychographic profile can be constructed:
Activities focus on someone‘s daily routine and hobbies.
A person‘s interests reveal concepts and ideals that drive their passions.
An opinion may be the result of a person‘s perspective, understanding, particular feelings, beliefs, and desires.
Anyone’s field of vision is partial, the things you see determine how you think. What passes for knowledge is increasingly personalised as mundane data teaches algorythms to say things differently depending on who they are speaking to.
Five films allow the viewer to get inside the artist’s head as she performs everyday activities that are both intimate and typical. Alongside the films, 19 posters feature objects and architectures that have been cropped and composed to resemble letters of the western alphabet. Pasted to the wall in sequence, they spell out the words ‘REALITY’ and ‘CIVILISATION’. In the last room there is a wall mounted button. When activated by the user it relays a pre recorded message.

Titles
Are you extroverted or are you neurotic? 1-5 – films
Natural Language 1/2 (reality/civilisation) – posters
different paths through the same set of information based on what you already know or want to know – button
all 2018

Georgie Nettell lives and works in London. Recent solo shows include ‚The Comments‘ at Lars Friedrich, Berlin, ‚Multiple Choice‘ at Reena Spaulings, New York and ‚Current Affairs‘ at project native informant, London.

Review Texte zur Kunst (pdf)

Fred Lonidier

Von 15. November bis 31. Dezember 2017 ist im kunstbunker eine umfangreiche Ausstellung mit Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers Fred Lonidier (Jg. 1942) zu sehen. Lonidiers Werk hat seinen Ursprung einerseits in der konzeptuellen Kunst der 1960er Jahre und bezieht seine Thematik andererseits aus der kontinuierlichen – und kritischen – Beschäftigung des Künstlers mit Arbeitsverhältnissen, Formen der Ausbeutung und gewerkschaftlicher Organisation sowie dem Prozess der Globalisierung und den Effekten transnationaler Handelsbeziehungen. Recherche und politischer Aktivismus spielen dabei eine wichtige Rolle. Lonidiers Vorgehen lässt sich gleichwohl weder auf das rein Dokumentarische, Konzeptuelle oder Aktivistische festschreiben. Auf Basis von Fotografien, Texten und Materialien zu historischen Ereignissen sammelt und collagiert Lonidier in oft über Jahre entwickelten Serien, thematische Panels und Schaubilder, die sowohl ästhetisch interpretiert als auch als dezidiert politische Statements gelesen werden können.
Vergleichbar den Ansätzen von Martha Rosler, Allen Sekula oder Mierle Laderman Ukeles ist Fred Lonidiers künstlerisches Werk nicht vom gesellschaftspolitischen Anliegen und sozialen Engagement zu trennen, welches es motiviert hat. Die eingesetzten Verfahren des Dokumentarischen und Journalistischen sind entsprechend mindestens ebenso sehr als künstlerischer ‚Stil‘ zu diskutieren wie als dessen Funktionalisierung als Mittel der Information, Aufklärung und Emanzipation.
Das in über vier Jahrzehnten gewachsene Werk des Künstlers ist in den USA in zahlreichen Museen und Institutionen gezeigt worden, in Europa aber bisher kaum bekannt. Im kunstbunker werden Teile der Serie N.A.F.T.A. (Not A Fair Trade for All), die das titelgebende nordamerikanische Freihandelsabkommen zum Thema hat, gezeigt. Diese Auswahl erfolgte im Dialog mit Lonidier, nicht zuletzt aufgrund der Geschichte Nürnbergs als ehemals wichtiger Industriestandort und den aktuellen Kontroversen um die transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP.
Fred Lonidier wird bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend sein. Am Mittwoch, den 15.11. findet im kunstbunker um 17.00 Uhr ein Künstlergespräch mit Fred Lonidier, dem Kunsthistoriker Wolfgang Brauneis und Hans-Jürgen Hafner statt.

Die Ausstellung wurde durch die zumikon-Stiftung und des Deutsch-Amerikanische-Institut finanziell unterstützt.

Text (pdf)

Bildmaterial (pdf)

Flyer (pdf)

Aufzeichnung des Gesprächs von Fred Lonidier mit Wolfgang Brauneis und Hans-Jürgen Hafner

Till Megerle

In seiner Ausstellung The Thug Silhouette im kunstbunker – forum für zeitgenössische Kunst e. V. zeigt Till Megerle (Jg. 1979) ausgewählte Fotografien, einen neuen, gemeinsam mit Steffen Martin realisierten Film und Beispiele aus seinem zeichnerischen Werk.
Damit vereint Megerle technisch und vielleicht auch thematisch unterschiedliche Stränge seiner künstlerischen Arbeit. Gerade die Zeichnungen des Künstlers bilden einen eigenen, ästhetisch eigensinnigen Werkkomplex, der nicht zuletzt durch die souveräne Beherrschung unterschiedlichster zeichnerischer Manieren und Stile auffällt. Die in Kohle, Tusche aber auch mit Bleistift und Kugelschreiber ausgeführten Blätter beziehen sich deutlich auf historische Vorbilder – etwa den Niederländer Pieter Bruegel oder den konservativen Satiriker Wilhelm Busch. Durch eine Art Anreicherung mit zeitgenössischen Motiven und persönlichen Details transformiert Megerle die historischen Sujets jedoch und entlässt sie in eine Art Dazwischen, in dem sie sich einer eindeutigen Zuordnung – sowohl ins heute, wie auch ins Vergangene – permanent entziehen.
Dagegen wirken Megerles Fotografien – kleinformatig abgezogene Bilder, die der Künstler paarweise in Rahmen anordnet und seriell arrangiert oder, wie aktuell in der Ausstellung, in Form einer Diasequenz präsentiert, auf den ersten Blick amateurhaft, wie aus privaten Familienalben entnommen. Auch hier wird aber eine Art psychologischer Unterströmung sichtbar, die das Vertraute bereits durch die genaue Auswahl des Motivs und des Bildausschnitts, mittels Komposition, Farbigkeit und Belichtung ins beinahe Unwirkliche verzerrt. In diesen Fotografien dokumentiert Megerle einerseits sein unmittelbares Umfeld, Familienangehörige etwa, Vorgärten und Hausfassaden oder Freunde. Andererseits bleibt es nicht beim bloßen Aufnehmen, Sammeln und Klassifizieren, wenn der Künstler die Fotografien gegen lineare Leseweisen, antichronologisch, themenübergreifend usw. arrangiert und so Motive, die zuerst so scheinbar normal und bis ins Banale hinein vertraut wirken, zusätzlich regelrecht fiktionalisiert. Konzepte wie Herkunft, Biografie, Klasse oder sogar das Fränkische werden auf diese Art und Weise als konstruiert vorgeführt; der Kamerablick als immer auch durchsetzt von Bild- und Stilkonventionen, beeinflusst nicht zuletzt durch die Effekte der Kulturindustrie und der digitalen Bildverarbeitung und -zirkulation.
An der Grenze zwischen performativer Unmittelbarkeit und filmischer Inszenierung bewegt sich auch der Film, den Megerle zusammen mit Steffen Martin in einer Kleinstadt in Nordbayern realisiert hat. In einer Art surrealem Kammerspiel befinden sich dabei zwei Akteure, eine Frau und ein Mann – vielleicht ein Paar, in einer schwer zu dechiffrierenden, emotional und psychisch äußerst zugespitzten Situation, diese wird – bei aller formalen Präzision und Rhythmisierung – eher lapidar ohne eine eindeutige Auflösung an die Betrachter_innen sozusagen weitergegeben.
Till Megerle hat nach einer Ausbildung zum Fotografen in Nürnberg, Leipzig und Wien Kunst studiert. Er lebt in Wien.
Im Rahmen der Eröffnung wird Alexander Hempel über das Werk Megerles sprechen. Er ist Künstler und Softwareentwickler und lebt in Berlin.

Dokumentation der Ausstellung bei Contemporary Art Daily

Nina Könnemann und Marcus Weber

Die beiden Filme „Unrise“ (2002) und „What’s New“ (2015) von Nina Könnemann (Jg. 1971) belegen das wiederkehrende Interesse der Künstlerin an Phänomenen städtischen Lebens.
Schauplatz des rund dreieinhalbminütigen Films „What’s New“ ist eine vor einer Böschung platzierte Plakatwand, die sich in der viel frequentierten Umgebung eines Berliner U-Bahnhofs befindet. In kurzen, zwischen Close-up und Totale wechselnden Einstellungen hält die Kamera über einen offensichtlich längeren Zeitraum hinweg auf kontinuierlich erneuerte Werbeplakate, die entweder ein Hip Hop-Konzert annoncieren, für ein neues Gartengrill-Modell oder die ‚Marke’ Berlin Werbung machen. Die Kamera ist neutral: sie verzeichnet einerseits das wechselnde Wetter und andererseits verschiedene Gebrauchsformen, die mit der Plakatwand in Verbindung stehen. Hinter dieser verschwinden immer wieder Menschen oder tauchen plötzlich auf, ohne dass klar würde, welchen Verrichtungen sie dabei nachgehen; die Plakate selbst zeigen Spuren von Graffitis oder sind durch Abrisse beschädigt. Den auf den ersten Blick dokumentarischen Charakter des Films durchbrechen schlaglichtartige Cuts auf die realen Objekte und Ereignisse, die über die Plakate beworben werden, wenn die Kamera etwa das Grillgerät abtastet oder einen Blick auf die von der Crowd gefeierte Hip Hop-Performance wirft.
Der rund zehnminütige Film „Unrise“ ist ebenfalls im Grunde dokumentarisch angelegt. Schauplatz ist der, seinerzeit frisch fertig gestellte, unterirdische Regionalbahnhof am Potsdamer Platz zum Zeitpunkt der Love Parade. Die Kamera folgt den durchwegs jungen, oft offenbar erschöpften, oft noch von der Party exaltierten Besucherinnen und Besuchern, die sich zu unbestimmbarer Tages- oder eher Nachtzeit in dem ansonsten verlassenen, einerseits penetrant ‚neu’ aber auch desolat ‚leer’ aussehenden Bahnhof verloren haben und konfrontiert sie teilweise regelrecht. Der dabei stattfindende Austausch zwischen den Akteuren vor und hinter der Kamera geht nicht ohne eine gewisse Aggression seitens der Gefilmten ab, die Kommunikation bleibt erratisch.
Der dokumentarische Gestus von „Unrise“ ist von Live-Reportagen her bekannt und wird zugleich atmosphärisch überlagert und schwingt sogar um ins Genrehafte, wenn der Film – schon durch den Titel vorbereitet – die apokalyptische Tonalität von Zombie-Filmen annimmt oder an die Verwendung von Amateuraufnahmen erinnert, die in Horrormovies authentizitätsstiftend eingesetzt werden.
Neben seiner künstlerischen Arbeit als Maler und Bildhauer engagiert sich Marcus Weber (Jg. 1965) – u. a. in seinen kuratorischen Projekten – für die historische Erforschung nicht nur der ‚hohen’ malerischen Bildkultur, sondern vor allem der populären Bildsprachen des Comics und der Karikatur. Dieses Interesse spiegelt sich in seiner eigenen Malerei deutlich wider.
Die Bilderserie „Adalbertstraße“ umfasst 24 in Öl gemalte Leinwände im Querformat. Der zwischen 2008 und 2010 realisierte und durch fotografische und zeichnerische Recherche vorbereitete Zyklus hat als Sujet und Anlass die gleichnamige Straße im Berliner Stadtteil Kreuzberg, in der Weber sein Atelier hat.

Leen Voet

LEEN VOET
WHAT TO PAINT, on BERT VANDAEL, a text by Hans-Jürgen Hafner
kunstbunker – Forum für zeitgenössische Kunst, Nürnberg

23/11 – 23/12/2016

“What to paint?” is for many the key question initiating the artistic process that connects paint/canvas and the accomplished painting. Yet, the question what to paint touches far more the conceptual aspect of painting than it reflects the actual procedure of painting, as painting here is taken for an a priori given and further suggests a hierarchy between subject and raw matter.

Painting (with capital, substantializing P) unfolds in relation between the technique, or if you want, craft of painting, the painted image (or picture), and the accumulated history/institution of painting as art. Or, as Helmut Draxler sets up his “painting as dispositive”, in the interrelations between peinture, tableaux and genre.

As much as the specific history of Painting resonates in the current disposition of Art it is doubtless that the relation between the ‘visual’ and the ‘art’ (with its even more obvious rooting in the pictorial as in the Flemish “beeldende kunst” or the German “bildende Kunst“ with their clear referencing of Bild/picture) has become more and more fragile or, better, permeable. In other words, is art no longer necessarily restricted to a visual practice, primarily based on the production of images/picture and therefore engaging with a specific technique, medium or genre.

In her recent works Leen Voet suspends the question of what to paint repeatedly in favor of ‘found’ visual and literary sources or ‘given’ imagery (literal pictures, or re-imagined illustrations with reference to texts) she converts into her own paintings, drawings and other media, these works evidently being in their own right.

There is for instance a voluminous body of 774 drawings of “Felix” (2009-2010) based on the painterly work of (today’s) marginal Flemish painter Felix de Boeck, in a second step collected and conceptually reframed in an artist’s book. Here Leen Voet translated de Boeck’s obviously inconsistent oeuvre, ranging from folky realism to a sort of spiritual abstraction piece by piece into the framework of drawing with its necessary abstractions of paintwork into pen-lines and rigorous stylization – reducing colour fields to black and white etchings, to name only the most obvious method.

Another recent work “Peinture Inacheve de Madame T.” (2015-2016), now consisting of 22 individual paintings and 22 drawings which are additionally collected in an artist’s book, is based on a random group of amateur paintings of beloved animals, Leen Voet collected and, once more, adopted either by re-painting or by translating them into drawings almost reduced down to the bones as the drawings erase the painterly for profiling the schematic/motivic character.

What could be seen in reference to practices developed under the umbrella of so called ‘appropriation art’ with its embracing of a critique of the concepts of originality and authorship, its favored techniques of piracy and simulation, makes up a different approach in the work of Leen Voet.

Her related works do not ‘appropriate’ for the very sake of it. It is not about a technical reframing of the found sources in different media or conceptually reformatted contexts. It is more that Leen Voet addresses the very nature of the pictorial and/or imagery almost by liberating pictures – are they made by others or by herself – by contrasting the differences between the technical, conceptual and original of the ‘given’ and the ‘made’ along the constituents of “painting-as-dispositive”.

For her first solo-exhibition in Germany at kunstbunker Forum für zeitgenössische Kunst, Nürnberg, Leen Voet takes this project even one step further. In her most recent series of new paintings and drawings „Bert Vandael“, she seeks direct dialogue to works she performed during her early education at art school.

Numerous works done in watercolour or in tempera were then academic studies after nature (or, more likely after photographs) and part of the educational routine examined and approbated by Leen Voet’s former teacher who lends his name at the work’s title.

Stripped bare from the original context, the sheer amount of pictures makes clear that what to paint was hardly the question when the manual training, evoking the complex of discipline and ‘skills’ as traditionally connected with an academic art education, was the essence of and reason behind what we receive as pictures.

Again, it could be said Leen Voet’s approach is to make this heap of visual, sociological, technical and historic information as embodied in the studies ‘interesting’ again by highlighting their respective qualities as pictures and images. Re-render the pre-existing ‘found’ studies by painting them big and making them thus ‘work’ – equally as painting, image and art – is what is at stake here.

The question what to paint, as it is immanent to the individual creative process, immediately turns into the more urgent one of “Why painting now?”

With the painted image today under pressure of ever-growing image industries and the effects of digitalization, Leen Voet’s artistic project points out a relevant alternative, emphasizing on the specific potentials that art as a visual practice having emerged from painting can provide.

For her exhibtion in the kunstbunker, Leen Voet not only produced a series of new large-format paintings but also worked out a detailed installation combining old studies and their re-interpretations to introduce her artistic project at large.

see BERT VANDAEL, exhibition views at Kunstbunker Forum für Zeitgenössische Kunst, Nürnberg, 2016

Dokumentation auf der Seite von Leen Voet: Link

Clean Music

Kari Altmann, Hermann Gabler, Aaron Graham, Gizela Mickiewicz, Oa4s, Vincent Vulsma, Robin Waart, Jana Winderen

Clean Music is a group exhibition that starts off with the misunderstanding of viewing surface only as a kind of camouflage, as something that paradoxically hides through its being visible.
It is possible to use various forms and shapes to blur the difference between a figure and its background: this is especially useful in the case of vertical figures. When this possibility is used as a tool to hide shapes, contours, and the abstract structure or function of the camouflage itself, it could be that recipients still notice something. In this sense, Clean Music makes the possibilities of connections wider.
 
The topic of surface as it appears in the minimal, the abstract, the expressionist etc. is well known. This concentration of aesthetics on form is now a recollection of more stable times. The success that such forms have in contemporary art seems to be related to a yearning for values of a different era, while the more likely function of this focus on surface is probably to hide the many different crises within our current times. But since appearance and reality cannot be separated–appearance might be the only way we have of accessing the real–it could be that exactly in this sense the surfaces of this exhibition are what they pretend to be.

Participating artists: Kari Altmann (US), Hermann Gabler (DE), Aaron Graham (US), Gizela Mickiewicz (PL), Oa4s, Vincent Vulsma (NL), Robin Waart (NL), Jana Winderen (NO)

Curated by Mitchell Thar, organised by Hermann Gabler.

Kari Altmann (1983, based in New York) shows Something Tougher is Coming (SHARPP, Smart Mobility) (2009-ongoing). The animation depicts a pattern that shreds the screen it is displayed on, like a viral video-installation file. Installed on two flatscreens and as a projection, the work stretches the elasticity of digital media.

Hermann Gabler (1958, based in Amsterdam, Berlin, Vienna), shows a new group of paintings Passiver als passiv (2016). Acrylic on canvas and lying on tables, the group of objects opens painting into a conceptual space. The concept of „interpassivity“, which has been invented by the philosopher Robert Pfaller as a reaction on interactivity exactly 20 years ago, is here used as a logo.

Aaron Graham (1990, based in New York) uses the mechanics of formal abstraction and its relationship to the extreme pace of now ubiquitous image feeds: his Wheat Paste Grids are a series of US letter-size printable files built into a grid. As downloadable files, they circulate from an image on the screen to fully realized surfaces of wallpaper connecting to their surroundings with no preference to a specific context.

Gizela Mickiewicz (1984, based in Warsaw) exhibits two sculptures, Latter End and Equally Near (both 2014). These works were made through intervening in the factory production processes (called deep drawing and metal spinning) of baking tins and a pot, being taken out mid-production. Presented as objects removed from their utility, they are none the less recognizable in their forms.

Oa4s (founded 2013, based in Mexico City/Amsterdam) is an artist-duo who recently presented their exhibition True butterfly at Chin’s Push: the video, named after that exhibition, traces the ceiling of this Los Angeles gallery, inverted and hung upside-down. At the kunstbunker the video is presented under these same conditions, inviting visitors to simultaneously experience the ceiling surfacing in the video and its underground counterpart in the bunker space.

Vincent Vulsma (1982, based in Amsterdam) shows the series ARS NOVA E5305-B (2009), which are prefabricated canvases left in their shrink-wrapping and spray painted black. Further, Vulsma airbrushed lines of white onto the folds that occurred in the process of spraying over the plastic. Framed by interpretative means of the packaging, the works unsettle their monochromatic appearance.

Robin Waart (1978, based in Amsterdam) used collecting as the basis of the work shown here, Thinking in Pictures (2010). Waart collected film-stills that state ‘What do you think?’ via subtitles in different movies. In freezing the screens and applying this tautological process, the works analyze the psychology of the surface as a medium between thinking and viewing.

Jana Winderen (1965, based in Oslo) plays her album Energy Field (released by Touch, 2010), a three-track work of recordings from glaciers, fjords, and the ocean near Norway and Greenland. Her sound investigations take form as a layered audio work that uncovers submerged textures and vibrations.

Curated by Mitchell Thar (1991, based in Amsterdam). Mitchell Thar is an artist who also organizes exhibitions with other artists.

Radio-Z: Feature und Gespräch mit den Beteiligten

Penelope Georgiou / Heinrich Spaeth

Wir würden uns sehr freuen, Sie am 17. Dezember 2015 um 19.00 Uhr zu einer Vorführung von zwei Filmen von Penelope Georgiou und Heinrich Spaeth als Vorausschau für die geplante Werkschau von Penelope Georgiou in 2016 begrüßen zu dürfen.

Gezeigt werden:
DAS SYMPOSION, 1993-1994, Penelope Georgiou
PHANTASIA, 2009, Heinrich Spaeth

Website

Chto Delat

Underground
Eine Ausstellung von Chto Delat im kunstbunker Nürnberg

Herbst 2014. Wir sind im Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Fragile Waffenruhe zwischen Palästina und Israel. Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Deutsche Nazivergangenheit… Wir sind unter der Erde, wo es eigentlich dunkel ist. Wir sind im Bunker, in einem Wohnheim des Krieges, Katakomben, unterirdische Kasematten, im Grab, im Labyrinth. Wer lebt in dieser Höhle, wer schläft hier, den wir im Dunkeln nicht sehen können?

Höhle, unter der Erde, nicht ausschließlich eine Wohnung für Kadaver, sondern auch für Geister oder Schatten. Wie Platons Höhle, bewohnt von den Schatten toter Soldaten, Dichtern, Müttern und Schwestern. Aber wer ist das, der das Tor zur siebten Hölle bewacht? Es ist eine seltsame Kreatur, eine, die aus dreien besteht, dem Soldaten, der Frau und dem Tier. Wir nennen sie den Minotaurus. Und es sind Metamorphosen des Minotaurus, die wir in dieser Finsternis erkennen können. Manchmal verwandelt sich die Dreiheit in eine Einheit und wir sehen Theseus, den Krieger, allein, ohne Kopf. Manchmal ist es ein Duo: ein Soldat und seine Braut, die eine Schwester seines Feindes ist. Sinnloser, makabrer und gewalttätiger Tanz tastet die Dunkelheit ab. All das ist nur unsere kollektiven Imagination, ihren Grund aber bildet die Realität.

Die Einzelausstellung von Chto Delat zeigt eine auf diesen Ort bezogene Auswahl von Werken aus unterschiedlichen Schaffensperioden und historischen Kontexten.
Sie fokussiert auf die Vorstellung von Geistern, die in unserer Gegenwart spuken.
Seit ihren Anfängen im Jahr 2003 hat die Gruppe Chto Delat sehr oft mit diesem Thema gearbeitet und in dieser Ausstellung werden zwei der wichtigsten Manifestationen dieser Herangehensweise gezeigt – das „Partisans Songspiel“ und „Baden-Baden Lessons in Dis-consent“.
Diese beiden Filme aktualisieren die Geschichte der jugoslawischen Partisanen und des Sozialistischen Patientenkollektivs in Deutschland und konfrontieren sie mit den Realitäten der Welt von heute.

Die neue und zentrale Arbeit der Ausstellung ist eine 4-Kanal-Videoinstallation.
“The excluded. In a moment of danger” ist eine Coproduktion und wurde speziell für diese Ausstellung konzipiert. Sie erzählt die Geschichte einer Gruppe junger Russen und ihrer Verlorenheit in der ausweglosen Wirklichkeit der heutigen russischen Politik. Und die versuchen zu verstehen, was mit ihnen passiert, mit ihrem Land und der Welt.
Wann hat alles begonnen, so zu entgleisen und warum?

Ein nicht weniger wichtiges Element der Ausstellung ist indes eine Serie von Wandmalereien, die sich wie ein Ariadnefaden durch das ganze Labyrinth des Bunkers spinnen. Es ist dies eine spezifische Methode logischer Vorgehensweise, durch die etwas durchdacht werden kann, Schritte nachvollzogen und Standpunkte eingenommen werden können – und mit der es möglich ist, Schritt für Schritt in einer kontingenten, geordneten Suche eine Reihe von Wahrheiten zu finden. Während sich diese Serie von Wandmalereien von einem Raum zum nächsten entwickelt, nimmt sie die Form geistiger Aufzeichnungen, physischer Markierungen, oder sogar philosophischer Debatten an.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Tatsache, dass wir in unseren Realitäten gefangen sind und eine eigenartige Form von Navigation kreieren müssen, um einen Ausweg ins reale Leben finden zu können.

Diese Form der Navigation könnte tatsächlich Kunst sein.

Floorplan/Lageplan mit Werkbeschreibungen (pdf)

Michael Ballou

Unter dem Titel „Re: Re: Re: e on he un in-ee ow“ zeigt der Nürnberger kunstbunker – forum für zeitgenössische kunst vom 20. Juni bis 20. Juli 2014 im Nürnberger Hauptpostgebäude die Arbeit „Multi-Plex“ des US-amerikanischen Künstlers Michael Ballou (*1952 in Iowa).

Die Installation aus dem Bestand der Kienzle Art Foundation wird im Rahmen einer Einzelausstellung präsentiert und steht in der Nachfolge zweier bereits erfolgreicher Solo-Shows des Künstlers in New York und Berlin. Eine erste Version von Ballous Werk „Multi-Plex“ entstand 1999/2000 in Berlin zu einer Zeit als der Künstler im Rahmen eines Stipendiums der Philip-Morris-Stiftung am internationalen Atelierprogramm des Künstlerhauses Bethanien teilnahm. Für die Ausstellung in der Berliner Kienzle Art Foundation ein gutes Jahrzehnt später, widmete sich der Künstler erneut seiner Arbeit und präsentierte seine Synthese aus Film und Skulptur in modifizierter Form noch einmal. Was jedoch geblieben ist, ist der starke Einfluss der Umgebung, in der das „Multi-Plex“ seiner Zeit aus der Taufe gehoben wurde. Ballous Aufenthalt in Berlin spiegelt sich nach wie vor auch in seiner Arbeit selbst wider, haben die filmischen Arbeiten, die zentrale Elemente der Installation bilden, doch deutlichen Berlin-Bezug.

Die Arbeit
In Ballous „Multi-Plex“ blickt der Besucher auf drei Monitore, welche tief in riesige hölzerne Trichter eingebettet sind, die den Eindruck von überdimensionierten Pizza-Schachteln erwecken. Auf jedem der Bildschirme rotiert zeitgleich ein anderer Super-8-Film, doch unsere Aufmerksamkeit wird gelenkt. Während eine der Stationen die Haupthandlung zeigt, bilden in den anderen beiden Trichtern tonlose Aufnahmen der auf den Kopf gestellten Schatten von Marathonläufern den Rahmen dafür. Im Mikrokosmos des Pizza-Karton-Trichters sehen wir mal Banales, mal Alltägliches, mal Absurdes. Die Filme oszillieren zwischen dokumentarisch anmutenden Alltagsaufnahmen und der Präsentation eines Puppentheaters – im Wort wörtlichen Sinn. Und ab und an nehmen die alltäglichen Aufnahmen durch Zufall eine Wendung, die kein Drehbuch hätte besser dirigieren können. Bei jedem Film wird der Betrachter eingesogen: Der Trichter verdichtet und isoliert sowohl den Blick als auch das Erleben und macht so das „Multi-Plex“ zu einer nicht nur optisch und intellektuell, sondern auch haptisch interessanten und stimulierenden Erfahrung.

Der Künstler
Der US-amerikanischer Künstler Michael Ballou (*1952 in Iowa) lebt und arbeitet seit 1983 hauptsächlich in Brooklyn, New York. Sein Schaffen erstreckt sich von Skulpturen über Mixed-Media-Installationen bis hin zu Film- und Videoarbeiten.
In den 1990er Jahren war er einer der führenden Köpfe und Gastgeber des Projekts „Four Walls“, einer Initiative, die sich zum einen als Treffpunkt und zum anderen als Experimentierfeld für den Austausch von Kunst und Ideen verstand.
Neben zahlreichen Ausstellungen in seiner Wahlheimat New York waren Ballous Arbeiten auch in in Los Angeles, Providence, Boston, Miami, San Antonio, St. Louis und Minneapolis zu sehen. Internationale Erfolge feierte er mit Shows in Berlin, Rom, Brüssel, Paris, London, Riga und aktuell Nürnberg. 1993 rief er den „Four Walls Slide and Film Club“ ins Leben, eine informelle Plattform für in Heimarbeit entstandene Filmkunst, die bis heute besteht.

Eröffnung von „Michael Ballou – Re: Re: Re: e on he un in-ee ow“ ist am 19.06.2014 um 20 Uhr. (Die Eröffnung findet allerdings nicht im kunstbunker statt, sondern im Nürnberger Hauptpostgebäude in der Bahnhofstraße 1.)Nach der Eröffnung gibt es eine Party im kunstbunker.)