Unter dem Titel „Re: Re: Re: e on he un in-ee ow“ zeigt der Nürnberger kunstbunker – forum für zeitgenössische kunst vom 20. Juni bis 20. Juli 2014 im Nürnberger Hauptpostgebäude die Arbeit „Multi-Plex“ des US-amerikanischen Künstlers Michael Ballou (*1952 in Iowa).
Die Installation aus dem Bestand der Kienzle Art Foundation wird im Rahmen einer Einzelausstellung präsentiert und steht in der Nachfolge zweier bereits erfolgreicher Solo-Shows des Künstlers in New York und Berlin. Eine erste Version von Ballous Werk „Multi-Plex“ entstand 1999/2000 in Berlin zu einer Zeit als der Künstler im Rahmen eines Stipendiums der Philip-Morris-Stiftung am internationalen Atelierprogramm des Künstlerhauses Bethanien teilnahm. Für die Ausstellung in der Berliner Kienzle Art Foundation ein gutes Jahrzehnt später, widmete sich der Künstler erneut seiner Arbeit und präsentierte seine Synthese aus Film und Skulptur in modifizierter Form noch einmal. Was jedoch geblieben ist, ist der starke Einfluss der Umgebung, in der das „Multi-Plex“ seiner Zeit aus der Taufe gehoben wurde. Ballous Aufenthalt in Berlin spiegelt sich nach wie vor auch in seiner Arbeit selbst wider, haben die filmischen Arbeiten, die zentrale Elemente der Installation bilden, doch deutlichen Berlin-Bezug.
Die Arbeit
In Ballous „Multi-Plex“ blickt der Besucher auf drei Monitore, welche tief in riesige hölzerne Trichter eingebettet sind, die den Eindruck von überdimensionierten Pizza-Schachteln erwecken. Auf jedem der Bildschirme rotiert zeitgleich ein anderer Super-8-Film, doch unsere Aufmerksamkeit wird gelenkt. Während eine der Stationen die Haupthandlung zeigt, bilden in den anderen beiden Trichtern tonlose Aufnahmen der auf den Kopf gestellten Schatten von Marathonläufern den Rahmen dafür. Im Mikrokosmos des Pizza-Karton-Trichters sehen wir mal Banales, mal Alltägliches, mal Absurdes. Die Filme oszillieren zwischen dokumentarisch anmutenden Alltagsaufnahmen und der Präsentation eines Puppentheaters – im Wort wörtlichen Sinn. Und ab und an nehmen die alltäglichen Aufnahmen durch Zufall eine Wendung, die kein Drehbuch hätte besser dirigieren können. Bei jedem Film wird der Betrachter eingesogen: Der Trichter verdichtet und isoliert sowohl den Blick als auch das Erleben und macht so das „Multi-Plex“ zu einer nicht nur optisch und intellektuell, sondern auch haptisch interessanten und stimulierenden Erfahrung.
Der Künstler
Der US-amerikanischer Künstler Michael Ballou (*1952 in Iowa) lebt und arbeitet seit 1983 hauptsächlich in Brooklyn, New York. Sein Schaffen erstreckt sich von Skulpturen über Mixed-Media-Installationen bis hin zu Film- und Videoarbeiten.
In den 1990er Jahren war er einer der führenden Köpfe und Gastgeber des Projekts „Four Walls“, einer Initiative, die sich zum einen als Treffpunkt und zum anderen als Experimentierfeld für den Austausch von Kunst und Ideen verstand.
Neben zahlreichen Ausstellungen in seiner Wahlheimat New York waren Ballous Arbeiten auch in in Los Angeles, Providence, Boston, Miami, San Antonio, St. Louis und Minneapolis zu sehen. Internationale Erfolge feierte er mit Shows in Berlin, Rom, Brüssel, Paris, London, Riga und aktuell Nürnberg. 1993 rief er den „Four Walls Slide and Film Club“ ins Leben, eine informelle Plattform für in Heimarbeit entstandene Filmkunst, die bis heute besteht.
Eröffnung von „Michael Ballou – Re: Re: Re: e on he un in-ee ow“ ist am 19.06.2014 um 20 Uhr. (Die Eröffnung findet allerdings nicht im kunstbunker statt, sondern im Nürnberger Hauptpostgebäude in der Bahnhofstraße 1.)Nach der Eröffnung gibt es eine Party im kunstbunker.)