Die Wörter in den vier Ecken

Works from Natalie Czech, Friederike Feldmann, Uwe Henneken, Irène Hug, Stefan Marx, Anna Meyer, Gunter Reski, Wawrzyniec Tokarski, Markus Vater.
Curated by Gunter Reski

Die Ausstellung „Die Wörter in den vier Ecken“ zeigt neun zeitgenössische Positionen, die explizit mit der Verbindung von Wörtern und Bildern als Kunst arbeiten. Auch wenn die Kombination von Text- und Bildsprachlichkeiten (als zweier Mitteilungsebenen) auf einem Bildträger oder medialen Format eher alltäglich klingt, ist in der Bildenden Kunst dieses mediale Crossover keinesfalls so gang und gäbe, wie es beispielsweise in der Werbung üblich ist. Auf Anhieb scheint hier eine verquere Trennung zwischen sogenannten konzeptionellen und bildnerischen Arbeitsweisen ein möglicher Grund zu sein. Oder im Falle verschiedener tradierter Malereibegriffe erscheinen typographische wie schriftliche Bildanteile als Bedrohung illuminativer Kontemplationsmodelle. In diesem Sinne könnte man auch sagen, haben sich insbesondere große Teile der bildgebenden Kunst anscheinend für einen fortdauernden `Stummfilmstatus´ entschieden. Demgegenüber liefert die Ausstellung einen kleinen ausgesuchten Überblick innerhalb medialer Konstellationen, die die beschriebenen Möglichkeiten, beide menschliche Hirnhälften synchron anzusprechen, nicht außer Acht lassen wollen.



Der gemeinsame Nenner der Ausstellung wird zum kleineren Teil von ausstellenden Künstlern in vergleichbarer oder auch konkurrierender Weise bespielt. Irène Hug, Gunter Reski und Wawrzyniec Tokarski arbeiten mit slogan- und schlagzeilenartigen Versatzstücken im Bild- und Installationsraum. Irène Hugs Arbeiten agieren zwischen Sprachirritation, entfremdeter konkreter Poesie und skulpturaler Wortzersetzung. Die zerbrochene Signifikantenkette wird hier durch wortwörtliche Objektwerdung einzelner Begriffe noch weiter fragmentiert. Wawrzyniec Tokarskis Displaymalerei strotzt nur so vor Botschaften und Willen zum Allover-Statement. Scheinbar. Versiert und unterhaltsam führt er (mit einer Art semiotischer Messagemassage) per Ambivalenzen und Doublebindings die fließenden Grenzen zwischen überkommenem Agitprop und und aktueller Werbehysterie vor.



Der größere Teil der Ausstellungsteilnehmer operiert mit Bild- und Textmomenten in sehr unterschiedlichen Formatierungen. Friederike Feldmann untersucht sinnfreie handschriftliche Anmutungen auf ikonographische Präsenzen. Ein psychographischer Duktus im entleerten Sprachgewand erinnert auch an Unmengen nicht mehr geschriebener Briefe heutzutage. In den gezeigten Bildern Uwe Hennekens (er ist eher für eine tragikkomisch neoromantische Bildwelt bekannt geworden) werden menschliche Kernbegriffe durch Bildbestandteile wie Vögel oder Bäume befremdlich flüchtig in Szene gesetzt. Anna Meyers Installationen und ihre „Nachkrisenmalerei“ bewegen sich kontrovers in einem vernachlässigten politischen wie kunstgeschichtlichen Agitationsraum („Futurefeminismus“). Eine humorig wie traurig verzaubernde Poesie wird bei Markus Vater in wenigen treffenden Zeilen durch zeichnerische Bildanteile multipliziert („Der Mann veränderte seine Wesensform! Er wird eine Verspätung.“). Zwischen Protestbanner und Flyer-Arte Povera bilden Stefan Marx’ großzügige wie leichtfüßige Bildarrangements eine bisher selten vertretene Stilposition. Jeder Text enthält unweigerlich eine Vielzahl möglicher anderer Texte. Was üblicherweise auf Subtexte, Rhetorik und weit gestreute Lesweisen zutrifft, nimmt Natalie Czech wortwörtlich, wenn sie in unterschiedlichsten Druckerzeugnissen per handschriftlicher Markierung darin verborgene Gedichte der Weltliteratur ausfindig macht. Werden diese möglicherweise unterschwellig von uns selbst unbemerkt auch immer mit gelesen?

Gunter Reski

Jan van de Pavert

Jan van de Pavert macht eigentlich ganz unterschiedliche Arten von Arbeiten – z.B Skulpturen, Zeichnungen, Filme. Aber alles dreht sich um fiktive Architektur. In den im kunstbunker gezeigten Filmen verbindet sich diese Architektur mit Skulpturen und Zeichnungen.

Bei den Filmen in dieser Ausstellung handelt es sich um Computeranimationen. Einige sehen aus, als würde ein großes Haus durchschritten, das sich wie ein dunkles Labyrinth entfaltet. Andere zeigen Räume, an deren Wänden sich riesige Fresken befinden. Diese Gemälde sind überladen mit Figuren, die wie eine Parade wirken. Im Film sind sie, gleich der Architektur, fiktiv. Bevor die Bilder im Film auf der Wand erscheinen konnten, mußten sie tatsächlich gemalt werden. Was im Film wie -zig Meter lange Wandmalerei aussieht, ist in Wirklichkeit deutlich kleiner – allerdings aneinandergereiht jedoch immer noch 5 Meter lang.

Die Arbeit an diesen Bildern fing mit der Frage an: Was würden die mexikanischen Wandmaler um Diego Rivera, wenn sie noch am Leben wären, heute malen?
So sind die Filme Diego Rivera in der Sowjetunion und Underground eine Hommage an die Muralisten. Aber diese Filme feiern auch die Kunst aus der Zeit der Avantgarden im allgemeinen und die Verbindung dieser Avantgarden mit der Kultur der politischen Linken. Diego Rivera in der Sowjetunion aber handelt indirekt auch vom Ende der Avantgarde: Diego Rivera wurde, wie John Heartfield, 1932 in die Sowjetunion geholt, als die sowjetischen Behörden versuchten, die Kunst im figurativen Stil auf Linie zu bringen. Es stellte sich aber bald heraus, daß das den Künstler nicht genügte. Für den neuen sozialistischen Realismus waren Diego Rivera und John Heartfield nicht
geeignet.

Der Raum in dem Film Lounge II am Ende der Raumfolge des kunstbunkers ist eine aufblasbare Halle. Das Wandbild hat sich sozusagen über den ganzen Raum ausgebreitet, die Figuren situieren sich hier wie Heiligenbilder in einer überladenen, südeurop.ischen Kirche und sind aus dem gleichen Stoff wie die Halle selbst. Die Wahl der Figuren beschwört die mythischen Dimensionen einer Vorstellung der späten sechziger, frühen siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Sie repräsentieren beispielsweise die Freiheit der niederländischen Provo-Bewegung, die 1964-1966 Polizei und andere Behörden provozierte, aber es befinden sich auch Musiker wie John Coltrane, Pharoah Sanders, der a-rhythmische Schlagzeuger Rashied Ali und Sunny Murray und der für immer an den Reglern seiner Elektronik schiebende Karlheinz Stockhausen darunter.

In dieser Ausstellung ist eine Reihe von Aquarellen mit aufgenommen, die zur Realisierung der Filme gemacht worden waren. Es wird noch an einem Film gearbeitet, in dem unsere Gegenwart als ein Pandämonium dargestellt werden soll, inspiriert durch das Passagen-Werk von Walter Benjamin. Dies kann hier nicht gezeigt werden, aber die ersten Skizzen machen neugierig. Es ist bedauerlich, dass die Arbeit an den dafür bestimmten Zeichnungen und an diesem Film nicht schneller geht.

Kuratiert von Hermann Gabler.

Alternative Entrance

Céline Adamo, Monika Baer, Anne Berning, Tim Berresheim, Wolfgang Betke, Marieta Chirulescu, René Daniëls, Peter Duka, Sven-Ole Frahm, Michael Franz, Hermann Gabler, Michael Jäger, Svenja Kreh, Alexander Lieck, Frank Maier, Bertold Mathes, Klaus Merkel, Johan van Oord, Martin G. Schmid, Rob Scholte, Dominik Sittig, Klaus-Martin Treder, Jochen Twelker, JCJ Vanderheyden, Anke Völk, Marcus Weber, Thomas Werner, Jens Wolf, Elmar Zimmermann

Die Ausstellung ist kuratiert von Bertold Mathes.

Der Eingang findet durch den kunstbunker-Hintereingang statt, etwa 20 Meter südlich des Haupteingangs, ebenfalls auf dem Bauhof-Parkplatz.

Ausgangspunkt für -Alternative Entrance- ist die Idee und der Wunsch, eine Ausstellung zu zeigen, in der Arbeiten von Künstler/innen, die sich mit ihrer Arbeit im engeren oder weiteren Sinne im Format des Tafelbildes bewegen, in einer freien diagrammatischen Ordnung zusammenfinden. Dabei ergeben sich drei Felder: der Ausstellungsraum, die Zusammenstellung der Werke, das Einzelbild.

Bereits die Liste der ausstellenden Künstler/innen zeigt, dass hinsichtlich ihrer Werke, sowohl in der Materialität als auch in der inhaltlichen und formalen Struktur der verwendeten Mittel, sich eine disparate bis mindestens heterogene Erscheinungsform der Ausstellung generiert. Dieses Dilemma ist aber Anlaß, Programm und positive Behauptung für dieses Ausstellungsprojekt.

Von jedem/r Künstler/in ist jeweils eine Arbeit zu sehen. Diese hat ihre eigene Wand bzw. eigenen Ort im verzweigten und weitläufigen Gefüge des Ausstellungsraums -kunstbunker-. Das gemeinsame Element ist dann aber, und dies ist die Vorraussetzung für eine diagrammatische Anschlußfähigkeit im spezifischen Raum der Ausstellung, dass die jeweilige Arbeit einer strukturellen, formalen, technischen, inhaltlichen etc. Beschreibung zugänglich ist, dieser standhalten kann und sie überlebt, d.h. sich nicht darin verbraucht, sondern ihre Eigenmacht behält und sich damit jenseits von „Konzeptualismus“ einerseits und „Repräsentation“ andererseits befindet. Die Herausforderung ist also, ob das einzelne Werk, hier herausgelöst aus dem Radius der spezifischen Anliegen und deren Bedingungen im je eigenen Werkkontext, einen Stand an Sichtbarkeit hat, der für sich a priori erst mal funktionieren kann. Ein spezielles Interesse gilt dabei dem Dualismus von in Bewegung gesetztem Material (zu verstehen in vielfacher Weise) und dessen, in ein wie auch immer geartetes Bildwerk geronnene, visuelle und imaginative Sprachfähigkeit. Diese fast schon modellhafte Selbstbezogenheit (die sich zu jeweils eigenen Bedingungen im eigenen Feld ausspielt), bedingt aber, offensichtlich einem inhärenten produktiven Paradox folgend, deren diskursive Offenheit. Das Bild – sei es nun Malerei, Gemälde, Assemblage, ein digital vorbereiteter Print oder noch Anderes – zeigt sich so, in exemplarischer Weise, als mediale Zustandsform eines dynamischen Prozesses.

Geleitet durch das Auge und die Einbildungskraft des/r Betrachters/in bilden sich dann aus den einzelnen Werken heraus so etwas wie Tentakeln ins Innere der Ausstellung und knüpfen temporäre und individuell höchst relative und flexible Kontakte zwischen den Einzelbildern, die als situative Versuchsanordnungen aber ernst zu nehmen sind. Gleichzeitig jedoch richten die Werke in selbstbestimmter Weise ihre Vektoren nach Außen, in das freie Feld der im jeweiligen Moment der Betrachtung und Inanspruchnahme (nicht bemerkten) anderen Möglichkeiten. Dieses Intervall zwischen dem visuell wie auch imaginativ Anwesenden und dem versteckten aber potenziell wirkkräftigen Vorrat an außerhalb des „Augenblicks“ lauerndem Eigensinn des Bildes eröffnet das diagrammatisch aktive Feld, das man Kunst nennen mag. Diese Zuversicht ermöglicht dann auch, daß man das einzelne Werk in vielleicht sinnvoller Weise als solches in den Blick nimmt und in sowohl vertrauensvoll wie kritischer Widmung (das Eine geht nicht ohne das Andere) damit umgeht.

Bertold Mathes

Stephan Dillemuth

Vortrag von Stephan Dillemuth
the academy and the corporate public
akademie – selbstorganisation – künstlerische forschung – boheme

Auf Einladung der Studenten der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg hält Stephan Dillemuth am 17.11. um 19 Uhr einen Vortrag.

Stephan Dillemuth begreift seine Möglichkeiten als bildender Künstler vor dem Horizont der sich verändernden modernen Öffentlichkeit. Im Nachdenken über die eigene Rolle und künstlerische Handlungsmöglichkeiten geht er beispielsweise der Frage nach, inwieweit Selbstorganisation, persönliche und kollektive Integrität im Rahmen unserer Kontrollgesellschaft herzustellen sind. Kunst schafft für ihn mit den ihr innewohnenden Methoden der Reflexion, Analyse und des Experiments zwar Schönheit, besitzt aber auch ein gesellschaftsveränderndes Potenzial.

Mitunter untersucht Dillemuth zur Überprüfung aktueller Fragestellungen historische Bewegungen (z.B. Lebensreformbewegung, alternative Erneuerungsversuche der 1970er Jahre) und gesellschaftliche Umbruchsituationen (Räterepublik), stellt seine eigenen Recherchen jedoch stets mit experimentellen künstlerischen Mitteln in Frage und führt sie so zu neuen Ergebnissen. Das Resultat dieser Experimente sind Installationen, Inszenierungen und kollaborative Arbeiten ebenso wie Videos, Vorträge und Publikationen.

Kuratiert von Hermann Gabler.

Future Garden

Walter van Beirendonck, Jason Bunton, Herbert de Colle/ Hannes Ribarits, Gregor Eichinger, Gerhard Himmer, Anna Jermolaewa, Uwe Jonas, Franco Kappl, Jutta Koether, Eilidh McNair, Christoph Meier, Ute Müller, Wolfgang Obermair, Jürgen Paas, Maruša Sagadin, Ekaterina Shapiro-Obermair, Norbert Schwontkowski, Ezara Spangl, Daniel Spoerri, Christian Stock, Rita Vitorelli, Stefan Waibel, Franz West, Erwin Wurm

kuratiert von Christian Stock

Die kommenden zwei Ausstellungen im kunstbunker verweisen einmal mehr auf die Praxis der Künstlerkurationen. Christian Stock und Anja Manfredi sind in Wien lebende KünstlerInnen, die ihr kuratorisches Engagement in Bezug zu ihrem eignen Umfeld setzen und es als Ergänzung zur eigenen künstlerischen Praxis verstehen.
Beide Ausstellungen finden zeitgleich und parallel statt. FUTURE GARDEN ist eine große Schau künstlerischer Positionen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und Video, BERTLMANN / DASCHNER eine Ausstellung über geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen. Zwei KünstlerInnen aus unterschiedlichen Generationen, die vorwiegend mit Fotografie und Video arbeiten, treten dabei in einen Dialog.

Bertlmann / Daschner

Kuratiert von Anja Manfredi.

Die kommenden zwei Ausstellungen im kunstbunker verweisen einmal mehr auf die Praxis der Künstlerkurationen. Christian Stock und Anja Manfredi sind in Wien lebende KünstlerInnen, die ihr kuratorisches Engagement in Bezug zu ihrem eignen Umfeld setzen und es als Ergänzung zur eigenen künstlerischen Praxis verstehen.
Beide Ausstellungen finden zeitgleich und parallel statt. FUTURE GARDEN ist eine große Schau künstlerischer Positionen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und Video, BERTLMANN / DASCHNER eine Ausstellung über geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen. Zwei KünstlerInnen aus unterschiedlichen Generationen, die vorwiegend mit Fotografie und Video arbeiten, treten dabei in einen Dialog.

Die beiden Künstlerinnen Renate Bertlmann (*1943) und Katrina Daschner (*1973) untersuchen in ihren Arbeiten konsequent gesellschaftspolitische Fragestellungen und reflektieren über historische und zeitgenössische Machtkonstellationen unserer Körper. Sie reagieren in ihrer Kunst aktiv gegen zugeschriebene Rollenfunktionen von öffentlichem und intimem Leben und hinterfragen damit widerständig und selbstbewusst einen normativen Gesellschaftskörper, der vor allem auch ersichtlich ist in Konstruktionen weiblicher und männlicher Zuschreibungsformen. Die Künstlerinnen antworten aussagekräftig mit ihren interdisziplinären Werken: Interventionen, Performances, Installationen, Objekten, Collagen, Zeichnungen, Fotografien, Filmen und Fotofilmen etc.

Renate Bertlmann zeigt in dieser Ausstellung inszenierte SW-Fotoarbeiten aus den 1970er-Jahren – Selbstdarstellungen, die Verhaltensmuster nach dem Prinzip ,,Das Private ist politisch!“ neu verhandeln – sowie aktuellere Fotofilme, in denen fotografische gefrorene Einzelbilder in Bewegung versetzt werden – abstrakte Objekte, die durch spezifische Ausschnitte künstlerische Motivationen und Motive zitieren. Wiederkehrende inhaltliche Fokussierungen von Bertlmann sind:
,,PORNOGRAFIE, IRONIE und UTOPIE: Diese Dreiteilung war in Anbetracht der Komplexität des Unterfangens allerdings nur eine Notlösung, bis heute fluktuiere ich daher permanent zwischen diesen drei Bereichen hin und her, mit der Absicht, eine dichtes, System-analysierendes Bezugsnetz zu weben. In diesem Sinne war und ist das AMO ERGO SUM (1988) die Ausgangsbasis und der Einstieg in ein Hypermedia-Projekt, welches für mich tagtäglich wieder faszinierend ist, weil es immer neue Verknüpfungen, Querverweise und (Zusatz-)Informationen selbst produziert bzw. von außen aufnehmen kann.“ (R. B.)

Katrina Daschner inszeniert in ihrer filmischen burlesquen Trilogie theatrale Räume. In den von Daschner hergestellten Bühnenräumen gehört die ,,Biografie der Objekte“ genauso zum Erzählkern wie ein Chor, der Bezugsrahmen zu Handlung bildet. ,,Hintergrund für meine aktuellsten Produktionen HAFENPERLEN, ARIA DE MUSTANG und FLAMING FLAMINGOS (2008-2010), eine dreiteilige burlesque Filmreihe, ist meine Auseinandersetzung mit der Neo-Burlesque. Die Neo-Burlesque ist teilweise mit einem postpornografischen Diskurs verwandt, der u. a. die Selbstbestimmtheit über Blicke und Handlungen bezeichnet (…) In allen drei Arbeiten geht es darum, die Bühne bzw. den Ausstellungsraum als sexualisiertes Spiel- oder Performancefeld zu denken, auf dem Lust- und Machtprozesse sowie Blickregime verhandelt werden und stattfinden.“ (K. D.) Daschner präsentiert einen Film aus der Serie ARIA DE MUSTANG und ein Objekt aus FLAMING FLAMINGOS, eine rotierende, hypnotisierende Scheibe als Wurfmessermaschine.

Ein weiteres gemeinsames Interesse von Bertlmann und Daschner ist die diskursive und intuitive Befragung des Performativen sowie die Reflexion des Verhältnisses von Performativem und Medium. Durch den Einsatz von Medien können ephemere Ereignisse dauerhaft im Bildraum fixiert und als Artefakte und Kristallisation re-präsentiert werden. Übertragungsprozesse finden statt. Der Titel der Ausstellung BERTLMANN / DASCHNER sowie das Ausstellungsdisplay verweisen auf einen Dialog zwischen den beiden künstlerischen Positionen, die ausgestellten Objekte werden zueinander in Szene gesetzt. (Text Anja Manfredi)