Kuratiert von Anja Manfredi.
Die beiden Künstlerinnen Renate Bertlmann (*1943) und Katrina Daschner (*1973) untersuchen in ihren Arbeiten konsequent gesellschaftspolitische Fragestellungen und reflektieren über historische und zeitgenössische Machtkonstellationen unserer Körper. Sie reagieren in ihrer Kunst aktiv gegen zugeschriebene Rollenfunktionen von öffentlichem und intimem Leben und hinterfragen damit widerständig und selbstbewusst einen normativen Gesellschaftskörper, der vor allem auch ersichtlich ist in Konstruktionen weiblicher und männlicher Zuschreibungsformen. Die Künstlerinnen antworten aussagekräftig mit ihren interdisziplinären Werken: Interventionen, Performances, Installationen, Objekten, Collagen, Zeichnungen, Fotografien, Filmen und Fotofilmen etc.
Renate Bertlmann zeigt in dieser Ausstellung inszenierte SW-Fotoarbeiten aus den 1970er-Jahren – Selbstdarstellungen, die Verhaltensmuster nach dem Prinzip ,,Das Private ist politisch!“ neu verhandeln – sowie aktuellere Fotofilme, in denen fotografische gefrorene Einzelbilder in Bewegung versetzt werden – abstrakte Objekte, die durch spezifische Ausschnitte künstlerische Motivationen und Motive zitieren. Wiederkehrende inhaltliche Fokussierungen von Bertlmann sind:
,,PORNOGRAFIE, IRONIE und UTOPIE: Diese Dreiteilung war in Anbetracht der Komplexität des Unterfangens allerdings nur eine Notlösung, bis heute fluktuiere ich daher permanent zwischen diesen drei Bereichen hin und her, mit der Absicht, eine dichtes, System-analysierendes Bezugsnetz zu weben. In diesem Sinne war und ist das AMO ERGO SUM (1988) die Ausgangsbasis und der Einstieg in ein Hypermedia-Projekt, welches für mich tagtäglich wieder faszinierend ist, weil es immer neue Verknüpfungen, Querverweise und (Zusatz-)Informationen selbst produziert bzw. von außen aufnehmen kann.“ (R. B.)
Katrina Daschner inszeniert in ihrer filmischen burlesquen Trilogie theatrale Räume. In den von Daschner hergestellten Bühnenräumen gehört die ,,Biografie der Objekte“ genauso zum Erzählkern wie ein Chor, der Bezugsrahmen zu Handlung bildet. ,,Hintergrund für meine aktuellsten Produktionen HAFENPERLEN, ARIA DE MUSTANG und FLAMING FLAMINGOS (2008-2010), eine dreiteilige burlesque Filmreihe, ist meine Auseinandersetzung mit der Neo-Burlesque. Die Neo-Burlesque ist teilweise mit einem postpornografischen Diskurs verwandt, der u. a. die Selbstbestimmtheit über Blicke und Handlungen bezeichnet (…) In allen drei Arbeiten geht es darum, die Bühne bzw. den Ausstellungsraum als sexualisiertes Spiel- oder Performancefeld zu denken, auf dem Lust- und Machtprozesse sowie Blickregime verhandelt werden und stattfinden.“ (K. D.) Daschner präsentiert einen Film aus der Serie ARIA DE MUSTANG und ein Objekt aus FLAMING FLAMINGOS, eine rotierende, hypnotisierende Scheibe als Wurfmessermaschine.
Ein weiteres gemeinsames Interesse von Bertlmann und Daschner ist die diskursive und intuitive Befragung des Performativen sowie die Reflexion des Verhältnisses von Performativem und Medium. Durch den Einsatz von Medien können ephemere Ereignisse dauerhaft im Bildraum fixiert und als Artefakte und Kristallisation re-präsentiert werden. Übertragungsprozesse finden statt. Der Titel der Ausstellung BERTLMANN / DASCHNER sowie das Ausstellungsdisplay verweisen auf einen Dialog zwischen den beiden künstlerischen Positionen, die ausgestellten Objekte werden zueinander in Szene gesetzt. (Text Anja Manfredi)