Die in Janneke Wesselings Katalog-Text „Die Nähe einer Weite“ angesprochene Rückführung des Betrachters auf sich selbst durch die unbedingte Stringenz der Videos von Rob Johannesma erfährt ihre Entsprechung mit einer 3. Dimension, die der Ausstellungsraum unter der Erde hinzufügt.
Der kunstbunker, immer wieder als brachialer Ort von Bedeutung und architektonischer Materialität bezeichnet, ordnet sich dem Atmen, dem kinästhetischen Fluidum der Arbeiten unter, wird geradezu vergessen über den Raumempfindungen, die sich durch das „Eigenleben der Projektionen“ ausbreiten und die vorangegangenen ersetzen.
Ausgangsmaterial für seine Videoarbeiten sind für Rob Johannesma Fotografien und Videostills von Landschaften, die er mit der Videokamera abfilmt. Während in früheren Arbeiten die Wahrnehmung des Betrachters durch die Kamerabewegung manipuliert wurde und der eigene Wahrnehmungsprozess in den Vordergrund rückte, spielt in neueren Videos die Frage „wer betrachtet was“ die zentrale Rolle……Die Kamera bewegt sich eine halbe Stunde langsam über ein farbiges Bild eines Geysirs, das bewegungs-lose und leblose Natur zeigt. Das Kreisen der Kamera über der Oberfläche wird zu einer ziellosen und nicht
endenden Suche nach der idealen Position. Der Zuschauer verfolgt diesen Prozess, bis ein schwarzer Schatten im Bild auftaucht und ein Wechselspiel zwischen Identitäten und Realitäten beginnt. Blickt jemand über die Schulter einer anderen Person auf die Natur? Oder ist es der Schatten des Zuschauers? Wer betrachtet was?
Fällt die Form des Schattens mit der Struktur und den Schatten der Natur im Bild zusammen, erweckt er für einen Moment den Eindruck, als ob eine Person neben dem Geysir steht. In anderen Momenten überdeckt der Schatten den Großteil des Bildes und veranschaulicht, dass es sich nur um eine Illusion von Natur handelt.
Der Schatten ist als imaginärer Betrachter weder Bestandteil des Ausstellungsraumes noch der Landschaft. Wenn er im Bild erscheint symbolisiert er den langsamen Übergang zwischen verschiedenen Realitäten: die Abbildung von Realität in der Fotografie, das Abfilmen dieser Realität und die Realität des Betrachters im Raum mit seinen Erfahrungen. Und er nimmt die Hoffnung des Betrachters, dass die Natur sich doch noch bewegen wird – oder die Hoffnungslosigkeit, dass sie sich nie bewegen wird. Es ist, als ob eine Osmose zwischen unbewegtem und bewegtem Bild vollzogen wird, langsam, aber auf keinen Fall bewegungs-los…..(Zitat)
Kuratiert von Hermann Gabler.