Lukas Quietzsch und Philipp Simon / Leibliches Hören und sein Knecht / 15.6. - 28.7.2019

Eröffnung: Freitag 14.6.2019, ab 19.00 Uhr

Lukas Quietzsch (*1985) und Philipp Simon (*1987) haben bis 2013 an der Kunsthochschule Berlin Weissensee studiert und treten sowohl mit ihrer jeweils individuellen künstlerischen Praxis (Quietzsch „Makel und Schimpf“ 2017 und Simon „Die dritte Person“ 2018, beide „Schiefe Zähne“ Berlin) als auch mit gemeinsamen Ausstellungsprojekten („Buffet der guten Zwecke“ Kunstverein Freiburg 2017) in Erscheinung. Darüberhinaus betreiben sie gemeinsam mit Monika Senz, seit 2014 den Ausstellungsraum „LISZT“ in Berlin. (http://lisztliszt.de/)

Das Verhältnis der dauerweihnachtlichen Stadtoberfläche Nürnbergs zum kunstbunker als historisches Sediment, nehmen Quietzsch und Simon zum Anlass im ehemaligen Luftschutzbunker weitere Schichten einzuziehen. In Beziehungen von davor und dahinter entwickeln sie Szenarien kultureller Konstruiertheit vor einer zeitlich konfusen Realität, die zunehmend an Konsistenz verliert und so die Frage nach der Behauptung unserer Perspektiven aufwirft.

 

Ich freue mich jedes Jahr, wenn die Bäume Ihre Blätter verlieren und es kälter wird schon auf den ersten Schnee, kann es kaum erwarten und sehne die Feiertage herbei. Auf meine Haut legt sich wieder diese kandierte Schicht, zwischen mich und meine Kindheit, zwischen die Wiedersehensfreude und die familiäre Wirklichkeit, eine Art therapeutische Hülle. Die Mutter ruft uns alle zu Tisch und eigentlich meine ich damit dieses Gefühl, dieses zusammen an einem Tisch sitzen und die Lust auf meine Familie, dieses ganze Konstruiert-Sein, diese Schicht zwischen ich und wir – klebrig wie Zucker. Daran klammere ich mich, obwohl ich damit hadere, weil es sich immer weiter verselbstständigt. Später im Gottesdienst, auf der Straße oder im Restaurant denke ich, es muss doch allen insgeheim klar sein.

Ich drifte. Ich meine, ich lebe in stratifizierten Räumen mit flächigen Eingängen. Ich bewege mich in diesen Räumen, in synthetischen Räumen, in Schichten artifizieller Ordnung. Und damit es immer und überall Schichten und Grenzen gibt, bin auch ich geschichtet.

Und begrenzt. [hier nimm] Ich nehme die nächste Harmlosigkeit und dabei stöpsel ich den Finger in den Bauchnabel, denn das einzige was zählt, ist die Erzählung. Es gibt halt Perspektiven die muss man sich leisten können. Aber insgesamt hat das wenig mit der Wirklichkeit zu tun und andererseits wird man sie nicht ganz los, sie klebt wie Harz. Also eine nächste Schicht, mein Bruder reicht mir den Brotkorb, die Hecke am Ende des Gartens und jede neue Auffassung unterstreicht dabei den Versatz zwischen mir und wir und ich drifte, während sich der Abstand weiter vergrößert, stehe ich auf der Grenze. Ab hier schwimmt alles in einem Brei von Perspektiven und Sichtweisen. [denke nicht negativ, sei unverzagt] Ich sollte mich ganz hingeben und ja sagen, das ist in Wirklichkeit viel schöner und harmonischer. Ich will im Zentrum meines Wohlbehagens sein, einem warmen Loch mit einem rauen und steilen Gang, der hinter mir nach oben führt – das ist meine Welt par excellence.

Besprechung von Elena Setzer bei KubaParis. Die Ausstellung bei Contemporary Art Daily und bei Art Viewer.

Öffentlicher Werkvortrag an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg
Donnerstag, 4. Juli 2019 um 18 Uhr, Aula der Akademie

Ausstellungsansichten:

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Do-Sa 16-20 Uhr
So 14-18 Uhr und
nach Vereinbarung
Am Bauhof 9
90402 Nürnberg
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