Lutz Mommartz / Das Authentische als Kunst - Mommartzfilme 1967 - 2006 / 18.10. - 18.11.2007

Kuratiert von Hermann Gabler und Wolfgang Obermair.

Zuerst traut er sich nichts zu. Dann bemerkt er, dass er einige Sachen besser kann als andere. So wurde er z.B. erfolgreicher 100 m- Läufer, und als er sich im Kopf Filme auf die Wand projiziert, sieht er „Eisenbahn“. Er fragte rum, ob es den Film nicht längst schon gäbe. Da keiner ihn kannte, drehte er ihn. So ging es mit vielen seiner   frühen Filme. Er drehte sie neben seinem Beruf als Beamter bei der Stadtverwaltung Düsseldorf. Das Geld aus dieser Arbeit reichte fürs Filmen, das nach internationalen Erfolgen, z.B. auf dem legendären Festival in Knokke die weitere Finanzierung sicherte.

Als Filmer erkannte er den Primat der Politik an und begann in den folgenden Jahren gut gemeinte schlechte Filme zu machen.

1977 war die Balance gefunden. In „Der Garten Eden“ einem fast dreistündigen Dokumentarfilm über den Niederrhein mit trivialen Portraits, mit der Frage: wo ist der Garten Eden und überhöhten Landschaftsbildern gelingt der utopische Aspekt. Dafür gabs – wie schon vorher für „Als wär’s von Beckett“ – einen silbernen Bären.

1980 wünschten Mommartz wohlmeinende den großen Durchbruch als Spielfilmer bei dem Projekt „Tango durch Deutschland“ mit Eddie Constantine. Dass das nicht gut gehen konnte, war ihm klar. Denn das Filmidol Eddie hatte mit seinen Vorstellungen nichts zu tun. Es war eine Verlegenheitsbesetzung, weil er seit Jahren den richtigen nicht gefunden hatte und zufällig auf Eddie traf, der einen neuen Altersstil `à la Buster Keaton‘   suchte. Auch bei der Kamera mußte improvisiert werden, als die Filmförderung den Film unter Dampf setzte.

Das Unmögliche zu probieren aber reizt ihn.

Danach wandte Mommartz sich wieder seiner Domäne zu, Menschen aufzufordern, sich zu zeigen: Menschen in experimentellen Situationen.

In „Jeder Mensch ist ein Tisch, nur, ich bin ein Stuhl“ demonstrieren sie ihr Scheitern als Einzelne angesichts der Aufgabe, die uns allen gestellt ist.

1985 greift er mit „Marmor bleibt immer kühl“ anlässlich der Entstehung eines Denkmals für Gustaf Gründgens nochmal das Verhältnis des Künstlers zur Macht auf. Nach Portraits seiner Studenten in der Toskana, nach manch launiger Spielerei mit der 16 mm Kamera beginnt in den 90-er Jahren eine neue Ästhetik. Mit Videomalerei und langen Videodokumentationen in China und auf Kuba zeigt er Wandel und Stillstand, bevor er mit seinen Studenten in die Märkische Schweiz fährt, dort „Buckow“ erkundet, wo sie auf den Mann treffen, der Hitler verbrannte.

In den letzten Jahren entstanden „Ohne Titel“, die zufällige Aufnahme einer Frau, die auf den nächtlichen Ramblas in Barcelona zwischen Passanten wie ein Schmetterling hin und her flattert und „Margrets Film“, das Dokument seiner sterbenden Lebensgefährtin.“

(Lutz Mommartz)

Programm

Raum 1
Fensterbild 1992/97 (60 min)

Raum 2
Galerie Monitor rechts
Die Treppe (7 min) 1967
Markeneier (5 min) 1967
Oben/Unten (3 min) 1967
Tanzschleife (2 min) 1967
Der Finger (4 min) 1967
Immatrikulation (6 min) 1968
Weg zum Nachbarn (11 min) 1968
Selbstschüsse (7 min) 1967
Zweileinwandkino (12 min) 1968
Galerie Monitor mitte
Eisenbahn 1967 (14 min) Endlosschleife
Galerie Monitor links
Soziale Plastik (11 min) 1969
Altersporno (5 min) 1970
Spanienkrimi (4 min) 1970
Haircut (6 min) 1974
Die Angst am Rhein (7 min) 1974
Mietersolidarität (4 min gekürzt) 1972
Denkmäler (9 min gekürzt) 1972
Beuys-Bense-Bill-Arnold Gehlen (3 min gekürzt) 1972

Raum 3
Als wär’s von Beckett (23,20 min) 1975

Raum 4
überfordert (gekürzt 18 min) 1968
400 m IFF (gekürzt 14 min) 1969
Die Tänzerin (Ausschnitt 7 min) 1992/97
Der Garten Eden (156 min) 1977
Tango durch Deutschland (gekürzt ca 35 min) 1980
Jeder Mensch ist ein Tisch, nur, ich bin ein Stuhl (gekürzt ca 47 min) 1982
Marmor bleibt immer kühl (gekürzt ca 34 min) 1985
Die Italienische Jagd (28 min) 1985
Anziehen (1 min) 1985
Focus (4 min) 1987
Vier kleine Stücke (gekürzt ca 9 min) 1988
Angst unter den Sternen (kurze Ausschnitte ca 5 min) 1988
El periodo especial (kurze Ausschnitte ca 10 min) 1993/97
Tausend Scherben (kurze Ausschnitte ca 10 min) 1993/97
Fenster zum Hof (gekürzt ca 4 min) 1996
Ohne Titel (23 min) 2003
Margrets Film (13 min) 2006/07
(geschätzte Länge insges. ca 420 min)
Raum 4 Monitor in der Ecke hinten: Einslive (60 min) 1997


alle Fotos: Wolfgang Obermair

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